Das hat Hand und Fuß

Das hat Hand und Fuß

Björn Dambacher hat sich in Esslingen mit „Fusswerk“ abseits der City selbstständig gemacht

„Ich will zeigen, dass Orthopädie-schuhtechnik auch modern gehen kann.“
Björn Dambacher (Fotos: von Varendorff)

Das Kümmern um die Füße hat in der Familie Dambacher Tradition. Schon der Großonkel von Björn Dambacher war selbstständiger Schuhmacher in Fellbach-Oeffingen. Der Vater hatte fast 40 Jahre in Stuttgart-Mitte sein Ladenlokal als Schuhmachermeister und saß der Innung als Obermeister vor. Jetzt folgt der 46-jährige den Fußstapfen seiner Vorfahren und verbindet das Handwerk mit Gesundheit. Als Orthopädieschuhtechnikermeister und als „Postural- Orthesiologe“ kümmert er sich von Kopf bis Fuß um seine Patienten. Er hat sich in Esslingen in der neu entstandenen West-Stadt mit „Fusswerk“ niedergelassen. Die bewusst gewählte Grenzlage zur Innenstadt habe ganz besondere Vorteile.

Hell und klar strukturiert wird der Kunde in den drei Meter hohen Räumlichkeiten – lichte Höhe sind es sogar 4,20 Meter – empfangen. Ein kleiner Flur mit Geländer ist als Gang-Analyse-Areal durch weiß lasierte Seekiefer-Balken vom vorderen Verkaufsraum abgetrennt. Der Analyse-Gang endet rechter Hand in einer kleinen Anmess-Kabine. Die Fensterfronten sind ebenfalls raumhoch und sparsam bestückt. So blickt der Kunde durch die Schaufenster quasi ins eigene Wohnzimmer. „Transparenz ist mir wichtig“, sagt Björn Dambacher. Das spiegelt auch der Analyse-Raum wider. Hier können im vertraulichen Ambiente 3-D-Bodyscan-Analysen vorgenommen werden. „Als ,Posttural-Orthesiologe‘ kümmere ich mich darum, den Menschen als Ganzes wahrzunehmen.“ Muskuläre Dysbalancen, Fuß- und Gelenkschmerzen und Gelenkfehlstellungen hätten meistens ganz andere Ursachen als die scheinbar offensichtlichen.

Der Blick in eine Anmess-Kabine.

Prävention

Dambacher sieht sich nicht nur im Dienst der Kranken. „Mir ist auch der präventive Ansatz wichtig.“ Dabei deckt er mit seinem Portfolio viele unterschiedliche Bereiche ab. Dazu gehören neben Einlagen für Alltag und Sport, orthopädische Maßschuhe sowie die Versorgung des diabetischen Fußsyndroms oder rheumatischer Füße. Hinzu kommen die manuelle und elektronische Fußanalyse, Haltungs- und Bewegungsanalysen, Therapie- und Bequemschuhe, orthopädische Schuhzurichtungen, sowie Bandagen und Kompressionstherapie. Zum Kundenstamm zählen gleichermaßen Kinder wie Hochbetagte. Dazu addieren sich Sportlerversorgungen sowie Maßnahmen zur Leistungssteigerung und Prävention. Der 46jährige bringt dafür viel Erfahrung als Leiter eines Filialnetzes eines Sanitätshauses sowie als ehemaliger Entwicklungsleiter in der Industrie mit. Sein Knowhow und seine Arbeitserfahrung haben ihn zum überzeugten Netzwerker gemacht. „Ich bündle gern Fachwissen aus verschiedensten Richtungen.“ Sein Ziel: „Ich möchte mit meinem Job Menschen helfen, die Leiden haben, und sie ins Leben zurückbringen.“

Das „Fusswerk“ liegt in der neuen Weststadt in Esslingen. Zu den direkten Nachbarn zählen die Barmer Krankenkasse sowie zahlreiche Ärzte und Physiotherapeuten.

Das „Fusswerk“ liegt keineswegs mitten in Esslingens historischer Altstadt, sondern in der neuen Weststadt. Hier sind 600 Wohnungen mit bester Ausstattung entstanden. Zu den direkten Nachbarn des „Fusswerk“ zählen die Barmer Krankenkasse sowie zahlreiche Ärzte und Physiotherapeuten. Hinzu kommt die problemlose Anbindung an den ÖPNV. Auch das leidige Problem der Anfahrt und der Parkplatzverfügbarkeit stellt sich in der Weststadt im Gegensatz zum Stadtkern nicht. Nur 300 Meter entfernt liegt eine E-Ladestation. Seit Mitte 2018 liebäugelte Björn Dambacher mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen. „Natürlich durchdenke ich auch Eventualitäten“, sagt er, „aber schließlich bin ich das Risiko eingegangen.“ Mut, Umsicht und Weitsicht sind Fähigkeiten, um am Markt zu bestehen. „Ein neues Image war mir für den Sektor wichtig. Ich will zeigen, dass Orthopädieschuhtechnik auch modern gehen kann.“ So ist das Firmenlogo ein petrolfarben umrissener Fuß, der aussieht, als wollte er gleich in einem eleganten Pump schlüpfen. Im oberen linken Eck weist lediglich ein grün angerissenes Kreuz auf den Gesundheitsaspekt hin.

Shopdesign

Ein kleiner Flur mit Geländer ist als Gang-Analyse-Areal durch Seekiefer-Balken vom vorderen Verkaufsraum abgetrennt.

Für das Shopdesign zeichnet das Innenarchitektur-Büro Parkraum von Elke Park verantwortlich. Es soll dem Kunden die Kommunikation mit der Ware erleichtern und die Kompetenz von Fußwerk herausarbeiten. Dabei spielt das Licht eine wesentliche Rolle. Es leitet und lenkt den Kunden. Dambacher setzt auf effiziente LED-Technik in einem Leuchten-Design mit speziellen Reflektoren. Professionelle Visual Merchandising-Maßnahmen sprechen den Kunden beim Warten auf dem Lounge-Sofa sowie beim „Durchschlendern“ des Geschäfts an. Der Kunde soll zu keiner Zeit den Eindruck gewinnen, als „krank“ behandelt zu werden. Der Fokus der Präsentation liege auf dem Thema „Gesundheit“. Das gilt für die Möblierung ebenso wie für die Gestaltung des offenen Besprechungsbereiches, der mit Präsentationsbildschirm und Sesseln zum Austausch einlädt. Hier wird der interdisziplinäre Ansatz nicht nur propagiert, sondern gelebt.
Im Marketing beschreitet Dambacher die klassischen Wege mit Prospektmaterialien oder Zeitungswerbung. Doch sein Augenmerk gilt der digitalen Kommunikation auf Kanälen wie Facebook, Instagram und Co. Dabei informiert und unterhält er die Leserschaft und Abonnenten gleichermaßen. Der mehrfache Familienvater wählte seine Öffnungszeiten so, dass der Samstag hauptsächlich der Familie gehört. Wer Dysbalancen im Körperlichen ganzheitlich angeht, achtet auch auf die eigene Work-Life-Balance. „Ich denke, es ist hilfreich, sich nicht nur auf einen Blickwinkel zu fokussieren“, sagt Björn Dambacher.


Digitalisierung der Sanitätshausbranche

Es wird Zeit: Der Weg zur Digitalisierung der Sanitätshaus Branche

In diesem Beitrag soll aufgezeigt werden, welche große Relevanz digitale und handelsaffine Konzepte für ein Sanitätshaus haben und welche sinnvollen Synergien es in Bezug auf die Digitalisierung für die Verkaufsfläche gibt.

Das Sanitätshaus als digitaler PoS

Die Digitalisierung bedeutet Fortschritt vor allem für den Gesundheits-Fachhandel, der durch seine Vielfalt von Produkten gerade dazu prädestiniert ist, innovative Chancen aufzugreifen. Bereits auf der OTWorld 2018 konnte das Thema „Digitalisierung im Sanitätsfachhandel“ auf der Fläche des LADENBAUPAVILLONS präsentiert werden: Zukünftige Technologien, die es bereits in der Handelswelt gibt, erprobt sind und fähig sind einzusetzen. Die Customer Journey wurde sinnvoll für den Einsatz dieses speziellen Gesundheitsfachhandel dargestellt, um zukünftig umgesetzt zu werden. Die Frage ist, welche digitalen Technologien zur angestrebten Kundenzielgruppe passen und welchen konkreten Mehrwert diese Digitalisierung für die Kundenzielgruppe bereitstellt und erfüllt?

Wie sieht die digitale Shopper Journey aus?

Nehmen wir die bevorstehende Lösung an und lassen uns gemeinsam durch eine beispielhafte digitale Shopping-Tour im Sanitätshausfachhandel inspirieren.

Schritt 1: Der erste digitale Touchpoint

“Mir ist bereits vor dem Betreten eines Gesundheitsfachhandels als Kunde bekannt, dass es eine Rabattaktion am selbigen Tag gibt, die ich unbedingt für Bademode einlösen möchte. Ich checke via meiner Smartphone-App ins Sanitätshaus ein. Lächelnd empfängt mich eine Verkäuferin, der ich mein Rezept für Kompressionsstrümpfe reiche und sie mich zugleich in die bereitgestellte Anprobe führen möchte. Vor dem Besuch konnte ich mich via Online-Terminierung eintragen und den für mich passenden Termin festlegen. Da die Anprobe noch belegt ist, wird mir ein Cappuccino in einem elegant designten Sessel angeboten. Während des Wartens erhalte ich Informationen über die Kompressionswelt vom Monitor gegenüber mir.

Schritt 2: Die digitale Inspiration

Zum Anprobetermin werde ich in eine Kabine via Benachrichtigung auf meinem Smartphone aufgerufen und es wird berührungslos Maß auf einem digitalen Messgerät genommen. Ich gehe in einen weiteren Behandlungsraum hinein, ohne den Kundenbereich zu betreten, und auf einem kleinen Auslagetisch sind meine Produkte ausgelegt. Die sehr freundliche Mitarbeiterin erläutert mir auskunftsfreudig unter Nutzung eines Tablets die Vorteile sowie das schicke Design der Strümpfe. Sogleich, nach Strumpfanprobe, nehme ich 2x Farbauswahl sowie ein produktspezielles Waschmittel und eine Anziehhilfe mit: Im Anschluss werde ich durch meine Nachfrage über ein weiteres Warensegment wie die der Bademode für die brustoperierte Frau sehr kompetent informiert. In einem etwas separaten Bereich für die Präsentation von Dessous- und Bademode finde ich mich ad hoc zurecht und hänge all meine Wunsch-Artikel auf einen bereitgestellten Kleiderständer. Zur Wunschwahl meiner Bademode sind kleine Monitore in den Displays eingehängt, die emotionale

Schritt 3: Der digital Concierge

Anwendungsfilme zeigen und ich das Outfit im getragenen Zustand vor Anprobe betrachten kann. Dieselbe Mitarbeiterin fährt den Kleiderständer in ein großzügiges Studio, das mehr meinem persönlichen Ankleidezimmer gleicht. Während einer sehr eingehenden und kompetenten Beratung erfahre ich, welche Größen tatsächlich vorhanden sind und lasse mir die fehlenden Artikel im Fitting-Room mittels Online-Bestellung nach Hause liefern. Zur Anprobe fühle ich mich so wohl und zufrieden, was wohl an dem blumig – frischen Duft liegt oder doch an der Dame, die mich so aufmunternd beraten hat. Ich habe den Eindruck, dass ihr die Beratung mit mir und mithilfe des Monitors sehr leicht fällt. Noch im Anprobestudio kann ich meinen erwartenden Couponing Gutschein einlösen und kontaktlos meine bestellte und mitgenommene Ware bezahlen. Auf dem Weg hinaus aus dem Shop bin ich in so guter Stimmung, dass ich über den Best Ager auf der Teststrecke mit HighTechRollator schmunzele“.

Die Branche ist gefordert

So und ähnlich könnte eine Consumer -Story erlebt werden: Erlebniswelt Sanitätsfachhandel für Mitarbeiter und Kunde: Für die Mitarbeiter, den Verkaufsprozess so optimiert zu haben, dass das Beraten in einen Bestellprozess führt sowie weitere Beratungsthemen parallel begleitet werden können: das ist Verkauf mit Erfolg! Es ist durch die Transparenz der Daten der Produkte und des betriebsinternen Warenwirtschaftssystems und dem digitalen Inhalt auf den Monitoren möglich. Das war Verkaufserlebnis pur: eventuell die Dame des Verkaufs der Kundin noch einen kleinen Anwendungsfilm über die Herstellung „ihrer“ Kompressionsstrümpfe vorführen konnte: wow! Die Kundin hat sich in diesem Fall hoch zufrieden bedient gefühlt, eingekauft hinzu erhält noch nach Hause diverse Warensendung: das ist Nachhaltigkeit in höchster Form! Die Branche muss sich auf die Digitalisierung im Sanitätshaus – Fachhandel einlassen, und sukzessiv umsetzen. Rom wurde nicht an einem Tag erschaffen, ebenso der Einsatz dieser. „Yes, we can and we do“: Digitale Technologien zulassen – planen – umsetzen – verankern.

Die Autorin: Elke Park

Frau Park hat sich in den letzten 20 Jahren als Innenarchitektin und Expertin im Bereich Gesundheit und Retail etabliert. Sie studierte nicht nur Innenarchitektur sondern auch Architektur und Bauingenieurwesen. Anschließend sammelte sie erste Erfahrungen im Einzelhandel mit Entwürfen für die Firma Breuninger. In ihrem eigenen Team von PARKRAUM bringt sie nun Retail und Gesundheit zusammen. Dabei schaut sie sehr gerne über den eigenen Tellerrand hinaus und ist offen für Innovatives. Ihr Fachwissen gibt sie als Dozentin an der Akademie Handel in München weiter. www.park-raum.de

Beitragsbilder: Elke Park, Martin Klindtworth – www.zentralfotograf.de