Welche Erwartung hat der Kunde heutzutage an die Kompressionsversorgung und welche zukunftsweisenden Chancen kann ein Sanitätshaus hier bieten? Ziel ist, durch nachhaltige Raumkonzepte die Qualität der medizinischen Versorgung für den Kunden erlebbar zu machen. Im Folgenden werden sinnvolle und anwendbare Ideen für den Mehrwert der Kompressionstherapie im Sanitätshaus dargestellt.
„Tradition meets Innovation“
Der Leitspruch „Tradition meets Innovation“ ist in fantastischer Art und Weise auf die Gesundheitsbranche anwendbar. Denn bei der Kompressionsversorgung trifft das so bedeutsame Handwerk auf moderne digitalisierte Geräte. Doch damit diese Versorgungsart weiterhin als eine der Hauptkompetenzen von Sanitätshäusern wahrgenommen wird und in den Fokus der Kunden rückt, müssen die Themen Service und Wohlfühlcharakter umso deutlicher vermittelt werden. Unsere Kunden bewegen sich schließlich in vielen Fachhandelsbereichen und sind immer wiederkehrende Verkaufsabläufe gewöhnt. Hier bietet sich die Chance, diese Verkaufsprozesse durch neuartige Lösungen in die Gesundheitsbranche zu transferieren.
Die Mitarbeiter-Crew
Neugierde und Transparenz der Kompressionsversorgung können für Fachbetriebe ein Multiplikator sein, um über die Versorgung hinaus noch weitere Dienstleistungen für Kunden bereitzustellen und zusätzliche Produkte der Kompressions-Themenwelt zu verkaufen. Hierzu können motivierte Mitarbeiter einen wesentlichen Beitrag leisten. Zugleich haben diese Mitarbeiter auch einen eigenen Anspruch in Sachen Wohlfühlambiente: ein möglichst einfachen Handling und selbstverständlich der Spaß am Verkauf. Schließlich sind sie den Kunden sehr nahe in der Versorgung und somit auch Markenbotschafter eines Betriebes mit relevanter Funktion.
Eine angestrebte Transparenz in den Versorgungsräumen bedeutet, dass die Produkte für die Mitarbeiter sichtbar sein müssen. Das heißt aber auch, dass die Produkte entsprechend präsentiert werden müssen. Idealerweise geschieht dies durch eine haptische Präsentation, ergänzt durch eine digitale Darstellung anhand von Monitoren. Zudem ist es wichtig, genügend Stauräume und Ablagen für das Fachpersonal einzuplanen, um ihnen eine angenehme und funktionelle Versorgung zu ermöglichen.
In der aktuellen Situation kommt es zudem häufig vor, dass nicht ausschließlich Fachkräfte, sondern auch angelerntes Personal Kunden bedient. Doch gerade Fachkräfte können aufgewertet werden, indem ihre Arbeitsumgebung verbessert wird, z. B. durch geräumigere und funktionell geplante Kabinen, die ihnen eine bessere Übersicht und eine erleichterte Bedienung ermöglichen. Durch verbesserte Arbeitsbedingungen wird nicht nur der Mehrwert für die Fachkräfte gesteigert, sondern auch ihre Arbeitseffizienz erhöht.
Foto: Karin Nussbaumer
Die Customer Journey
Wo steht die Branche mit der Kompressionsversorgung in zehn Jahren? Es gilt, den potenziellen Kunden mit möglichst vielen „Touchpoints“ durch die Verkaufsfläche zu führen, damit er sich für den Kauf eines Produktes entscheidet. Dies bedeutet, ihm auf der Fachhandelsfläche eine Vielzahl von Berührungspunkten mit produktverwandten Waren der Kompressionsversorgung zu bieten – visuell und fühlbar.
Betritt ein Kunde die Verkaufsfläche mit einem Rezept für die Kompressionsversorgung, dann sollten optische Signale die Kompetenz in Sachen Kompression direkt sichtbar machen. Dabei kann die Darstellung der Warenvielfalt haptisch oder digital präsentiert werden. Oftmals müssen Kunden am Empfangstresen oder in einer Lounge warten: Der Sichtkontakt zur Ware muss hier bereits vorhanden sein, auch über das Produktportfolio hinaus.
Optimalerweise kann der Kunde bereits während des Wartens auf eine freie Kabine selbst die Initiative ergreifen und mit der Ware Kontakt aufnehmen. Die optische Darstellung muss so arrangiert sein, dass Freiverkaufsprodukte bereits vor der Behandlung den Eindruck einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung unterstützen, beispielsweise durch das Präsentieren einer Venenwippe, von Anziehhilfen usw.
Gleichzeitig könnte der freie Blick vom Verkaufsraum in eine Kabine mit einem digitalen Messgerät Wissbegierde beim Kunden wecken, und die Affinität zur Technik baut Vertrauen bereits vor der eigentlichen Behandlung auf. Die innovative Messtechnik kann beispielsweise durch ein transparentes Fenster mit Blick in die Kabine präsentiert werden. Sobald der Kunde dann vermessen wird, verwandelt sich das durchsichtige Sichtfenster in eine undurchsichtige Glasscheibe.
Nischen für Beratungssituationen sind unbedingt zu berücksichtigen, um bei besetzten Kabinen die Zeit für die Kunden effektiv zu nutzen: Hierbei können die Kunden in das Versorgungsthema abgeholt werden und bekommen bereits eine Lösung präsentiert. Räumlich betrachtet gilt es, diese Customer Journey, also die „Reise“ des Kunden, auf der Ladenfläche gleichermaßen homogen und mit Erlebnischarakter zu gestalten, um einen flüssigen Ablauf der einzelnen Verkaufsschritte zu gewähren.
Foto: Mediativ und Parkraum
Synergie der Prozesse
Weiß ein Kunde bei der Erstversorgung, dass die Kompressionstherapie eher am Vormittag stattfinden sollte? In der Regel ist dies nicht bekannt. Aber der Fachhandel kann dem Kunden eine Dienstleistung anbieten, z. B. eine Lymphdrainage, um ihn im Anschluss kompetent zu vermessen.
Während der Behandlung im Lymphamat kann dem Kunden ein digitaler Versorgungsablauf mit freiverkäuflichen Produkten mittels Monitor (engl. Digital Signage) präsentiert werden. Außerdem wird er dadurch über das Produkt intensiver informiert, z. B. hinsichtlich Material, Herstellung, etc.
Messtechnik als Highlight zum berührungslosen Vermessen steht in keinem Widerspruch zum manuellen Messvorgang. Speziell zur Lymphversorgung muss die Fachkraft „Hand anlegen“. Die digitale Messtechnik bedarf einer kurzen Zeitspanne und sollte von vielen Kunden genutzt werden. Aus diesem Grund kann die Messtechnik-Kabine z. B. als Durchgangskabine dienen und die eigentliche Behandlung findet in einer der bereits geschilderten, optimal ausgestatteten Anprobestudios statt.
Die Gesundheitsbranche hat durch die Kundennähe ein einzigartiges Potential, indem sie moderne Technik mit hochwertigen Produkten, in diesem Fall Kompressionsstrümpfen, und Handwerk kombiniert. Durch praktikable Raumkonzepte werden die Prozesse für die Kompressionsbehandlung abgebildet und so der Verkauf von Dienstleistung und Produkten perfekt gefördert. Das Credo „verkaufen, verkaufen und nochmals verkaufen“ hat sowohl für die Ladenfläche als auch die Kabinen höchste Bedeutung.
Foto: Martin Klindworth
Materialmix & Farbinspiration
Die Wohlfühlkomponente des Kunden steht mit an oberster Stelle. Natur, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind nicht nur die Schlagworte der Industrie, sie spiegeln sich auch in den Gestaltungskomponenten wider. Holz und Pflanzen, warme Farbtöne und reliefartige Oberflächen umschließen ein gezieltes Raumkonzept für spezielle medizinische Produkte. Materialien und Farben werden im sympathischen Gestaltungsstil angewendet, ohne medizinisch zu wirken, um so die mögliche Hemmschwelle der Kundschaft zu diesen Gesundheitsprodukten zu senken.
Die Aufgabe der Innenarchitektur ist es, in einem ausgewogenen Verhältnis die Kompressionsprodukte innerhalb des Raumdesigns so zu arrangieren, dass die Sichtbarkeit der Kompetenzen im Vordergrund bleibt. Frische Farben und Mut zu besonderen Materialien schaffen ein stimmiges Raumkonzept, nicht nur für den Versorgungsbereich der Kompressionstherapie – und fördert so die Kundennähe. Ein Fachbetrieb muss eindrucksvoll sein, um nachhaltig zu wirken, damit beim Kunden Impulskäufe möglich sind und zudem das Interesse für weitere Versorgungsbereiche geweckt wird.
Foto: Tobias Grebestein, Fa. DCreator
Hybride Raumimpulse
Die optimal gelungene Präsentation einer Produktwelt gewinnt Kunden. Blickt man aber „über den Tellerrand hinaus“, so existieren weitere vielfältige Alternativen in Sachen Raumkonzepte. Mit Blick auf die Bekleidungs-, Sport- und Wohnaccessoire-Branche könnte ebenfalls ein Branchenmix gewagt werden. Eine aus Japan ansässige Bekleidungsmarke kombiniert beispielsweise Blumenverkauf mit Mode. Oder es wird in Modefachgeschäften zusätzlich ein Café- und Restaurant betrieben. Was hindert diese Branche daran, kreative Raumkonzepte auszuprobieren, bei denen es um mehr geht, als lediglich um den Verkauf von medizinischen Produkten?
Foto: Sanitätshaus Hellbach
Souveränität der Branche
Für die Kompressionstherapie neuartige Impulse und lösungsorientierte Kundenprozesse mittels Raumkonzepten umzusetzen, schafft eine unbedingte Sichtbarkeit für die Sanitätshausfachbetriebe.
Menschen müssen sich aufgrund von Therapien in Gesundheits-„Shops“ versorgen. Speziell diese Handelsbranche kann die Notwendigkeit der Kompressionstherapie mit dem Angenehmen verbinden und ihre Kunden nicht nur qualitativ hochwertig bedienen, sondern zugleich ein Wohlfühlerlebnis bieten.
Durch Raumkonzepte mit zukunftsweisenden Chancen können in der Kompressionstherapie mehr Umsätze generiert und die Mitarbeiter gleichzeitig auf ein höheres Niveau mitgenommen werden. Erlebniswelten erreichen emotional mehr Kunden und können auf die Ladenflächen locken, denn das Vertrauen der Kunden besteht bereits durch die Versorgung und die Produktwelt. Das Sanitätshaus ist und bleibt für die Kompressionstherapie so die erste Anlaufstelle.