Lichtplanung

Mit gutem Licht geht alles besser

VON ELKE PARK UND HELMUT LIPPL

Auch wenn Kunden es nicht bewusst wahrnehmen: Das Licht spielt eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, ob sich Kunden in einem Geschäft wohlfühlen oder nicht. Gute Beleuchtung schafft nicht nur ein angenehmes Ambiente, sondern sorgt auch für eine Verkaufsförderung der inszenierten Produkte.

2 Für die Beleuchtung von Schaufenstern eignen sich Stromschienenstrahler oder kardanische Einbauleuchten, die eine 360-Grad-Drehung ermöglichen und direkt hinter dem Fensterglas installiert werden. So lassen sich die Produkte von vorne beleuchten und Lichtakzente individuell an die Gestaltung anpassen. (Fotos 1, 2, 4: Tim Dalhoff)

Die Grundlage eines guten Lichtkonzeptes ist das Innenraumkonzept. Dieses berücksichtigt nicht nur die einzelnen Räume wie Ladenfläche, Maßräume oder Werkstatt und deren Einrichtung, sondern auch, wo etwas steht und wie die Laufwege der Kunden, aber auch der Mitarbeiter in diesen Räumen sind.
Es lohnt sich, in diese Planung zu investieren. Die Lichtplanung sollte dabei möglichst von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden werden, da das Licht Bestandteil der Inneneinrichtung ist und Kunden lenkt. Eine intensive und frühzeitige Koordination mit der Einrichtungs-, Decken-, Elektro- und HLS-Planung (HLS = Heizung, Lüftung, Sanitär) ist zwingend erforderlich, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.
Durch gute und rechtzeitige Planung werden auch Zusatzkosten in der Bauphase vermieden. Wenn zum Beispiel umgeplant oder verbaute Materialien wieder entfernt werden müssen, weil die Positionen für die Leuchten falsch sind oder Teile nicht zusammenpassen, kostet dies nicht nur Zeit, sondern auch Geld.
Die Lichtplanung hängt von der Zielsetzung des Kunden ab. Steht die Energieeffizienz durch den vornehmlichen Einsatz von LED im Vordergrund, so entsteht ein andere Lichtkonzept, als wenn der Schwerpunkt stärker auf gestalterischen Aspekten liegt. Für die Lichtsteuerung, also wann welche Leuchten an- oder ausgeschaltet werden, gibt es verschiedene Lösungen, zum Beispiel auch in der Variante als Tablet-App und einer Funktionssteuerung (Bluetooth). Auch solche Anforderungen sollten frühzeitig im Konzept berücksichtigt werden.
Bei der Planung muss bedacht werden, dass das Inventar im Ladengeschäft, in den Maß- und Analyseräumen später nicht beliebig verändert werden kann. Erst ein ausgereiftes und vom Bauherrn verabschiedetes Innenraumkonzept sorgt für eine zielgerichtete Lichtplanung. In Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten werden Lichtkonzept und Designvorgaben in Einklang gebracht, denn das Design der Leuchten sollte in jedem Fall auf die Einrichtung abgestimmt sein. Nur so wird der Raum, ob Ladenfläche, Maßraum oder die Werkstatt, später vom Kunden oder dem Mitarbeiter als funktionell und ästhetisch gelungen empfunden.

Raumfunktion bestimmt die Lichtplanung

Eine gute Lichtplanung nimmt unter Berücksichtigung der Kundenwünsche immer Bezug auf die Funktion, die Architektur, die Einrichtung und die Nutzerbedürfnisse eines einzelnen Raums. Hierbei sind mehrere Faktoren zu beachten.
In einem Verkaufsraum wird vornehmlich die Ware inszeniert. Die Lichtplanung muss deshalb sowohl die Allgemeinbeleuchtung des Raumes als auch die Möglichkeit, mit Licht besondere Akzente in der Warenpräsentation zu setzen, berücksichtigen (Abb. 1). Ein wichtiges Ziel dabei ist, eine angenehme bis spannende Atmosphäre zu erzeugen, um Kunden zum Verweilen, Kaufen und Wiederkommen einzuladen.
Schaufenster sind die Visitenkarte eines Geschäftes. Sie müssen besondere Aufmerksamkeit erzeugen, um sich zum Beispiel in Fußgängerzonen gegen den benachbarten Wettbewerb zu behaupten. Eine gute Schaufenstergestaltung erzeugt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern schafft Vertrauen und vermittelt Kompetenz. Licht spielt hier eine herausragende Rolle, denn erst durch das Licht werden die Produkte im Schaufenster inszeniert. Ein Schaufenster lebt davon, immer wieder neu dekoriert zu werden, daher empfiehlt sich hier der Einbau einer Beleuchtung, die sich flexibel auf wechselnde Dekorationen anpassen lässt (Abb. 2). Kontraste sorgen für Dynamik und attraktive Reize.
Für die optimale Inszenierung sollte das Licht die Ware von vorne treffen. Die Lichtplanung im Schaufenster muss auch die Veränderung der Lichtverhältnisse draußen beachten, zum Beispiel, ob im Tagesverlauf die Sonne direkt auf das Schaufenster scheint. Für einen optimalen Effekt der Präsentation im Schaufenster ist es deshalb sinnvoll, die Beleuchtung nach Tageszeit und Umgebungshelligkeit auszurichten. Hierfür gibt es heute ausgefeilte Systeme, mit denen drahtlos nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Lichtfarbe reguliert werden kann. So lässt sich auch Energie sparen. Dynamik, also ein Wechsel im Licht, z.B. das automatisierte Herauf- und Herunterdimmen der Leuchten, steigert die Aufmerksamkeit der Passanten in der Fußgängerzone.
Die Werkstatträume sind die wichtigsten Räume für die Mitarbeiter. Hier kommt es vor allem auf eine sehr gute ergonomische Ausleuchtung der Arbeitsplätze an. Zu wenig Helligkeit, blendende Leuchten oder nicht ausreichend ausgeleuchtete Arbeitsbereiche können die Leistung der Mitarbeiter auf Dauer wesentlich beeinträchtigen. Sie müssen sich mehr anstrengen, ermüden schneller oder erkennen aufgrund nicht ausreichender Beleuchtung Fehler im Produkt nicht. Die DIN 12464 beschreibt eine Mindestanforderung (!) von Lux-Werten am Arbeitsplatz: Mindest! Jedoch bedeutet dies die untere Grenze einer Lichtberechnung in einem Computermodell und muss meist erhöht werden, wie zum Beispiel in orthopädischen- beziehungsweise schuhorthopädischen Werkstätten, um beim Arbeiten den Gegenstand deutlich erkennen zu können. Dies wird mittels Leuchten mit entsprechenden technischen Werten an der Decke umgesetzt.
Für Maßräume gilt Ähnliches wie für Umkleidekabinen von Modegeschäften: Der Kunde muss Vertrauen fassen und sich gut aufgehoben fühlen. Neben einer freundlichen und Kompetenz vermittelnden Einrichtung muss die Lichtkonzeption einerseits für eine ausreichende Helligkeit für die Fußuntersuchung und das Maßnehmen sorgen, sollte aber keine kühle oder sterile Atmosphäre erzeugen (Abb. 3).
Bei Analyseräumen benötigt man zum einen eine gute Ausleuchtung. Da aber häufig Technik, wie Videokameras und Projektoren, zum Einsatz kommt, die durch Lichtquellen im Raum in ihrer Funktion beeinträchtigt werden kann, ist hier eine genaue Abstimmung der Raumbeleuchtung auf die eingesetzte Analysetechnik nötig. Wenn schon bekannt ist, welche Technik im Raum eingesetzt wird, ist es sinnvoll, frühzeitig den Technikanbieter in die Lichtplanung mit einzubeziehen.

Flexible Lösungen machen auch Umgestaltungen mit

Wenn Ladengeschäfte, Analyseräume oder Werkstätten immer mal wieder leicht verändert werden, sollte auch dies bei der Lichtplanung berücksichtigt werden. So können von Anfang an Systeme gewählt werden, die es erlauben, die Beleuchtung individuell anzupassen.
Die Flexibilität ist dabei abhängig von der Art der Montage. Größtmögliche Flexibilität bieten zum einen Stromschienensysteme, in denen die Leuchten werkzeuglos versetzt und ausgerichtet werden können; zum anderen gibt es sogenannte kardanische Leuchten. Diese Leuchten sind in eine abgehängte Decke eingebaut und lassen sich um 36o Grad drehen. So erreichen die Lichtkegel bei einer Möbelumstellung viele Flächen. Nach einer Umstellung oder auch nach einer Veränderung der Dekoration bzw. der Warenpräsentation ist das Fokussieren des Lichts von großer Bedeutung. Eine Schulung und Einweisung durch die Lichtexperten empfiehlt sich deshalb, um auch langfristig ein gutes Lichtkonzept aufrecht zu erhalten (Abb. 4).

Moderne Leuchten sparen Strom

5 Verstellbar. Spotstrahler auf Stromschienen erlauben eine variable und individuelle Lichtgestaltung.

Bei einem Umbau stellt sich die Frage, ob die bestehende Lichtanlage weiter genutzt oder ausgetauscht wird. Abgesehen von gestalterischen Aspekten ist hier ein wichtiges Kriterium, wie viel Energiekosten durch neue Technik eingespart werden können. Dadurch relativieren sich häufig die Kosten für neue Leuchten. Der Umstieg auf moderne LED-Technik rechnet sich mittlerweile immer. Der Grund liegt in der hohen Effizienz, der langen Lebensdauer und den recht günstigen Anschaffungskosten für Leuchten mit dieser Beleuchtungstechnik. Er lohnt sich besonders dann, wenn sich nicht nur die Einsparung von Strom- und Wartungskosten durch die Investitionskosten schnell amortisieren, sondern auch, wenn durch die neue Technik eine funktionsgerechtere, und auch verkaufsfördernde Lichtplanung die Wertigkeit der Verkaufsflächen steigert. So können Räume mit ganz unterschiedlichen Nutzungen einerseits zu einem ganz besonderen Erlebnis werden oder eine unauffällig zurückhaltende Attraktivität vermitteln. Viele der Leuchten lassen sich heute auch wieder ausbauen und können zum Beispiel bei einem Umzug in neue Betriebsräume demontiert und wieder verwendet werden.

Kosten für das Licht

Die Kosten für die Planung und Umsetzung eines Lichtkonzeptes hängen immer von der Größe der Räume und den speziellen Anforderungen an die Beleuchtung ab. Die Kosten eines Lichtkonzeptes können sehr ausführlich und übersichtlich in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung, auch TCO genannt (Total Cost of Ownership = Gesamtkostenbetrachtung), zusammengefasst werden.
Hierbei sind folgende Faktoren zu beachten:

Anschaffung und Einbau
• Kosten für die Planung (Innenarchitekt/Lichtplaner)
• Anschaffungskosten für die Leuchten
• Kosten für die Montage und Anschluss der Anlage
• Demontage vorhandener Altbestände (falls nötig)

Laufende Kosten
• Energiekosten (Betriebsdauer und Stromverbrauch der Leuchten)
• Lebensdauer der Leuchten