Mehr Mut zu Farbe und beim Materialeinsatz!

Mehr Mut zu Farbe und beim Materialeinsatz!

Holi ist ein aus der hinduistischen Überlieferung stammendes indisches Fest der Farben. Dessen Geist würde auch dem Sanitätsfachhandel gut tun. Die Stimmung von Farben und Materialien eines Geschäftes nehmen Kunden als nachhaltigen Eindruck mit nach Hause. Und wie für das Holi-Festival gilt auch in der Sanitätshausbranche: mehr Mut zu Farbe!

Die Gesundheitsbranche bietet eine sehr hohe Vielfalt von Produkten. Lediglich der Sporthandel kann mit dieser Warenkomplexität mithalten. Somit gilt es, durch farbige Raumkulissen und mit Materialinszenierungen den Kunden emotional abzuholen und die Produkte wirken zu lassen. Shop, Kabine und Schaufenster müssen einen homogenen und kompetenten Raumeindruck hinterlassen.
Farbe und Material prägen nachdrücklich den Charakter einer Ladenfläche mit Kabinen bzw. Anprobe-Bereich: Für dessen Gestaltung spielen vor allem der persönliche Geschmack des Bauherrn sowie die Logo- und CI-Farben seines Unternehmens eine entscheidende Rolle. Dabei gibt es kein „Richtig oder Falsch“. Kompetente Innenarchitekten und Gestalter beraten neutral und orientieren sich an der besten Wirkung der Flächen auf die Kunden. Bei der Planung bedingen sich Materialität und Farbigkeit: Sollen Showroom und angrenzende Kabinen freundlich, hell und lichtdurchflutet sein, dann ist eine transluzente Türe, durch die man den Kabinenraum betritt, obligat. Helle und zarte Farbtöne bestimmen die Raummaterialien. Weiß ist die Farbe der Gesundheit. Es ist eine unbunte Farbe, die den gleichen Farbeindruck hervorruft wie Sonnenlicht. In der westlichen Kultur steht Weiß für Reinheit, Hygiene, Erleuchtung und Freundlichkeit. Daher entscheiden sich viele Bauherren für Weiß als Hauptfarbton des Interieurs.

Als Kontrast zu weißen, hellen Rückwänden kommt gerne die Holzoptik, wie z.B. Spaltholz, zum Einsatz. Große Fotos auf Stoffspannrahmen mit warmen Farbtönen schaffen ein Wohlfühlambiente, das die Kunden positiv wahrnehmen.
Gleichzeitig bestimmt oft die Materialität die Farbigkeit von Oberflächen: Holz ist von Natur aus ein Braunton, es sei denn, es ist gebleicht oder gebeizt. Glas bleibt Glas in einem leicht blaugrünlichem Ton. Aber farbige Dekore, d.h. in Harz getränkte Papierfolien, können einen Raum so sehr mit Emotion füllen, dass sich die Produkte kundennah darstellen lassen und der Raum eine besondere Wirkung entfaltet. Ganz wichtig daher: Wir dürfen Courage zur Farbigkeit haben! Rückwände in Rot, Kassentheken in gelbem Plexiglas – warum nicht diesen Schritt wagen? Der Kunde nimmt diese Besonderheiten unterschwellig wahr und verbindet damit eine gute Erinnerung.

Hightech und Nachhaltigkeit

Aktuell bietet die Materialwelt Hightech: Vinyl wird zu dicken Fäden verarbeitet („Woven Vinyl“). Dabei handelt es sich um einen innovativen Bodenbelag, der dank Lufteinschluss nicht zu kalt ist. Frisch, sportlich und ein wenig gewagt, kann eine Tartanbahn als Deckensegel dienen: Wow! Die Wände bieten sich für Abwechslung an: Leicht glänzende mit Spezialoberfläche gewobene Tapeten lassen Schmutz keine Chance. Innovativ sind auch aus Metall geflochtene Vorhänge in wunderschönen Farbtönen.
Manchmal beeinflussen aber auch Bauvorgaben oder der Grundriss die Materialität. Filz- und Glasfaseroberflächen sind die erste Empfehlung, um ein störendes Echo im Raum zu verhindern. Oft legt auch das Brandschutzkonzept eine bestimmte Deckengestaltung fest.

Ein nachhaltiges Produkt par Excellence:
Aus alten Jeanshosen wurde ein Werkstoff, der sich sehr gut zum Möbelbau eignet, entwickelt: Really (www.kvadrat.dk/en, Foto: Kvadrat)

Spannend: Immer mehr interessante und beständige Produkte entstehen aus recycelten Materialien: Aus alten Jeanshosen in Weiß, Blau oder Naturfarbe zum Beispiel werden etwa 8 mm starke Paneele hergestellt, die der Kreativität bei der Gestaltung von Ladenbau-Möbeln wenig Grenzen setzen. Auch Echt-Pflanzen kommen als Dekor-Oberfläche zum Einsatz: Ob Rose, Heuwiese oder Kaffee, drei emotionale Komponenten zugleich beeindrucken den Betrachter: Farbe, Aussehen und Dufterlebnis.
Welche Farben und Materialien liegen im Trend? Fast alles ist im Sinne des Projektes und der beabsichtigten Stilrichtung des Bauherrn möglich. Dieser mit Respekt zu begegnen, hat Priorität! Außergewöhnliche Farben strahlen Individualität aus, ein besonderer Materialeinsatz bringt eine Alleinstellung. Es kommt aber auf die richtige Mixtur an. Kompetente Innenraumgestalter recherchieren daher für jedes einzelne Projekt individuelle Materialien und Farben – eine sehr intensive und zeitaufwendige Tätigkeit. Denn Homogenität und Ruhe eines Verkaufsraums müssen gewahrt bleiben, um Transparenz und Kompetenz auszustrahlen.
Farbe und Material sind Teil des Marketings. Das Shopdesign gehört zur Markenbotschaft. Für eine einzigartige und nachhaltige Wohlfühlbotschaft gilt daher: Mut zu Farben – Mut zu Materialität – Mut zu positiven Blickfängen! GP


Digitales Marketing im Sanitätshaus

 Digitales Marketing im Sanitätshaus

 von Innenarchitektin Elke Park, Fa. Parkraum/Stuttgart 

In diesem Beitrag soll aufgezeigt werden, welche große Relevanz digitale und handelsaffine Konzepte für ein Sanitätshaus haben und welche sinnvollen Synergien es in Bezug auf die Digitalisierung für die Verkaufsfläche gibt.#

Elke Park

Die Digitalisierung bedeutet Fortschritt vor allem für den Gesundheitsfachhandel, der durch seine Vielfalt an Produkten geradezu prädestiniert ist, innovative Chancen aufzugreifen. Bereits auf der OTWorld 2018 konnte das Thema „Digitalisierung im Sanitätsfachhandel“ auf der Fläche des Ladenbaupavillons präsentiert werden. Zukunftstechnologien für die Handelswelt gilt es auch für den Sanitätsfachhandel zu erschließen. Die Customer Journey wurde für den Einsatz dieses speziellen Gesundheitsfachhandels vorgestellt. 
Die Kernfrage ist, welche digitalen Technologien zur Kundenzielgruppe passen und welchen konkreten Mehrwert die Digitalisierung für die Kunden bringt. Folgende beispielhafte digitale Einkaufstour durch das Sanitätsgeschäft gibt mögliche Antworten. 

„Mir als Kunde ist bereits vor dem Betreten eines Gesundheitsfachhandels bekannt, dass es eine Rabattaktion am selbigen Tag gibt, die ich unbedingt für Bademode einlösen möchte. Ich checke mittels meiner Smartphone-App ins Sanitätshaus ein. Lächelnd empfängt mich eine Verkäuferin, der ich mein Rezept für Kompressionsstrümpfe reiche. Sie führt mich zur vorbereiteten Anprobe. Vor dem Besuch konnte ich mich via Online-Terminierung eintragen und den für mich passenden Termin festlegen. Da die Anprobe aber doch noch belegt ist, wird mir ein Cappuccino in einem elegant designten Sessel angeboten. Während des Wartens erhalte ich Informationen über die Kompressionswelt vom gegenüberliegen den Monitor. 
Zum Anprobetermin werde ich in eine Kabine via Benachrichtigung auf meinem Smartphone aufgerufen. Dort wird mittels eines digitalen Messgeräts berührungslos Maß genommen. Anschließend trete ich in einen weiteren Behandlungsraum ein, ohne den Verkaufsraum zu betreten. Auf einem kleinen Auslagetisch sind meine möglichen Produkte zur Auswahl ausgelegt. Die sehr freundliche Mitarbeiterin erläutert mir mit Unterstützung durch ein Tablet die jeweiligen Vorteile sowie das schicke Design der Strümpfe. Nach der Strumpfanprobe nehme ich neben einem zweiten, farblich anders akzentuierten Strumpfpaar noch ein spezielles Waschmittel und eine Anziehhilfe mit. 
Da ich mich wegen der Rabattaktion für den Modebereich interessiere, werde ich im Anschluss über schicke Bademode für die brustoperierte Frau sehr kompetent informiert. In dem separat gelegenen Bereich für die Präsentation von Dessous- und Bademode finde ich mich ad hoc zurecht und treffe eine Vorauswahl an Wunschartikeln. Hilfestellung für die Auswahl geben Monitore, die emotionale Anwendungsfilme zeigen und mir die Produkte im Tragezustand zeigen. Die für mich zuständige Mitarbeiterin fährt den Kleiderständer mit den von mir ausgewählten Bademoden in ein groß zügiges Studio, das an ein persönliches Ankleidezimmer erinnert. Meine mittels Monitorunterstützter Beratung ausgesuchten Wunschartikel lasse ich mir dann im Fitting-Room mittels Online-Beauftragung nach Hause liefern. Parallel kann ich meinen Couponing-Gutschein ein lösen und kontaktlos meine Einkäufe bezahlen.“ 

So ähnlich könnte eine Consumer-Story im Rahmen einer Erlebniswelt sein. Für die Mitarbeiter ist der Verkaufsprozess durch digitale Unterstützung mit maximalen Chancen für Abschlüsse optimiert. Wertvolle Hilfe leisten transparente Produktdaten durch direkten Zugriff ins Warenwirtschaftssystem und die digitale Präsentation auf den Monitoren. 
Ein solches digitales Konzept braucht fachkundige Erarbeitung und Umsetzung. Bei der Umsetzung der Digitalisierung sind Fachplaner wie Innenarchitekten zur Ideengebung, Planung, Integration ins Geschäft und Umsetzung unerlässlich. Es geht darum, ein schlüssiges Konzept mit logischen Präsentationen und Abläufen zu entwerfen. Dabei müssen individuelle betriebliche Strategien, Visionen und räumliche Gegebenheiten einbezogen werden. Letztlich fließen sämtliche Planungsschritte beim Fachplaner zusammen mit dem Ziel, dass der Point of Sale zum Point of Experience wird. Der Fachplaner kennt natürlich die Firmen zur Umsetzung der neuen digitalen Sanitätshauswelt. Digitale Marketing-Technologien kosten natürlich. Doch diese amortisieren sich schnell. Auch die Zukunft des Verkaufs im Sanitätshaus wird digital geprägt sein. 

Das Einmaleins digitaler Begriffe

Customer Journey: Die Summe der Berührungspunkte eines Kunden vom Eintritt ins Ladengeschäft bis zum Verkaufsabschluss. 
E-Commerce: Einkaufsvorgänge mittels Internet bzw. einer digitalen Form der Datenübertragung. 
ESL-Technologie: Electronic-Shelf-Label ist ein funkgesteuertes digitales Preisschild unterschiedlicher Größe ein schließlich Einspielung von Produktbildern oder Filmen. 
Online- und Checkout-Couponing als Marketing-Instrument: Klassische Coupons werden anonym verteilt und ein gelöst; die digitale Variante wird über das Smartphone abgewickelt. 
Mobile Payment: Kontaktloses Bezahlen mittels eines Smartphones. 
RFID-Technology: Technologie für ein Sender-Empfänger-System, das automatisch und berührungsfrei mittels Radiowellen arbeitet.