Architekturstruktur aktiviert Potential

Von der Emotion zur Funktion: Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Architektur mit funktionierenden Abläufen in Sanitätshäusern auf der Geschäftsfläche zu tun hat? Erstaunlich viel! Der Blick über die Grenzen der Ladenfläche sowie der Anproben hinaus bestätigt die Bedeutung der architektonischen Organisation für die betriebswirtschaftliche Effizienz.

Auf der Ladenfläche steht alles bereit. Alles ist dekoriert, und die Mitarbeiter switchen zwischen Kundengespräch, digitaler Produktabfrage, Kassiervorgang und dem Handlager hin und her. Ein Werkstattmitarbeiter berät die Kunden mit bestmöglichem Know-how, und aus dem Hochregallager wird ein Rollator bereitgestellt. Damit sind alle relevanten Parameter der Raumgliederung angesprochen. Nur wenn die Abläufe zwischen Logistik, Anproben, Verwaltung, Event, Werkstatt und Ladenfläche ineinandergreifen, können die Betriebe im Sinne der Kunden bestens funktionieren und erfolgreich arbeiten.

Am Hauptstandort mit allen Disziplinen ist das Sanitätshaus wohl integriert: optimierte Warenpräsentation inklusive Wohlfühlam-biente an der Strand-Kaffee-Bar.


Aber wie lassen sich Wunschvorstellungen der Architektur und Gebäudeoptik mit den funktionalen Komponenten des Innenraums in Einklang bringen? Das klappt nur mit wirklich guten Planern, welche die Bedürfnisse der Orthopädie(schuh)- und Rehatechnik, der Medizintechnik und des Sanitätshauses kennen.
Berater sollten bereits am Anfang der Flächenstruktur-Planung eingebunden werden – das ist der Schlüssel zum Erfolg. Alle Beteiligten erstellen anhand einer Liste das Raumprogramm und arbeiten die Schwerpunkte der betrieblichen Struktur und der notwendigen Räume heraus. Dabei müssen der technische Fortschritt und sich ändernde Kundenbedürfnisse mitbedacht werden: Wird ein Gipsraum benötigt oder braucht es künftig ein „CAD-Future-LAB“? Sind Leistenlager noch up-to-date, wenn sich der 3D-Druck weiterentwickelt und traditionelle Abläufe „umkrempelt“? Wie groß muss die Anprobe sein, um Kunden ein Erlebnis zu bieten? Schnelllieferprogramme der Firmen ermöglichen eine Ad-hoc-Versorgung mit Bandagen etc., so dass das Lager minimiert werden könnte. Stattdessen kann ein Großlager für Rehaprodukte und deren Wiederaufbereitung Sinn machen. Auch zusätzliche Angebote über die übliche Versorgung hinaus verlangen eventuell mehr Platz. Am Ende hat der Bauherr eine Auflistung vieler Raumgrößen und ein Puzzle vor sich. Zu den weiteren „Baustellen“ gehören nicht zuletzt die immer komplexere Verwaltung, Sozialräume und Kantinen. Unter dem Strich stellt die Raumplanung zahlreiche Anforderungen, die einen Bauherren überfordern können, wenn er auf sich alleine gestellt ist.


Im Fokus steht der Kunde. Motivierte, fachkompetente Mitarbeiter kreisen um ihn zwischen Kabinen, Showroom und Werkstatt – nach Möglichkeit ohne gebäudetechnische Hindernisse! Was ist daher bei nicht ebenerdigen, sondern zweigeschossigen Geschäftshäusern zu beachten? Wie werden Flächen am besten verteilt? Und unterstützt die Architektur, dass der Lagerist einen Rollator, der im Handlager vergriffen ist, ad hoc bereitstellen kann? Wenn ja, wurde in der Wegführung und im architektonischen Gebäudekonzept viel berücksichtigt.

Weinmann vereint in seinem Neubau am Hauptstandort alle Bereiche: Ladenfläche, Anproben, Verwaltung, Lager, Event und Werkstätten. (Fotos: Borgers Süd)


Von einer durchdachten Flächen- und Raumplanung profitiert der Kunde unmittelbar. Sie entscheidet mit darüber, wie schnell er seine Ware bekommt und wie flüssig es an der Kasse läuft!
Gebäudehüllen und Fassaden wirken aber auch nach außen und führen den Kunden in einen Betrieb ein. Das muss bei der Raumeinteilung berücksichtigt werden: Mauerwände können nicht im Fenster enden, Schleusen und Toranfahrten muss genügend Platz eingeräumt werden. Eine kundenfreundliche Parkplatzanlage rundet das Konzept ab.
Das Ladengeschäft bildet die Strategie eines Unternehmens dreidimensional ab. Auf konzentrierter Fläche gibt es einen Überblick über seine Themen und Ausrichtung – wenn die Raumqualität stimmt. Es lohnt sich also, für den architektonischen Planungsprozess genügend Zeit vorzusehen. Planungskonzepte lassen sich auch auf Filialen übertragen. Allerdings müssen Prozesse viel mehr im Detail berücksichtigt werden. Ein Zentrallager vereinfacht viele Transportwege und die Logistik.
Eine überlegte Gesundheitshausarchitektur drückt die Wertschätzung des Sanitätshauses gegenüber seinen Mitarbeitern und Kunden aus. Eine transparente Gestaltung legt die Basis für den Erfolg eines Gesundheitsfachgeschäftes. GP