Ergonomisches Arbeiten

Ergonomisches Arbeiten – vom Büro bis zur Werkstatt

CHRISTINA BAUMGARTNER

Die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen ist für die Gesunderhaltung der Mitarbeiter essenziell, deren Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung wiederum auch für den Kunden spürbar. Sind Arbeitsplätze – vom Empfang über die Büroräume bis hin zur Werkstatt – ergonomisch sinnvoll ausgestattet, profitieren davon letztendlich alle Beteiligten.

Ziel der Ergonomie (griech. ergon = Arbeit und nomos = Gesetz, Regel) ist es eine optimale Anpassungsung  der  Arbeitsumgebung  und  der  Arbeitsgeräte an menschliche Bedürfnisse zu finden. Eine wichtige Rolle bei der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung spielen Arbeitsbedingungen  und  Arbeitsabläufe  sowie   räumliche Faktoren (zum Beispiel Beleuchtung und Raumtemperatur). Grundsätzlich sollte Ergonomie alle Arbeitsplätze in einem Betrieb umfassen: von der Ladenfläche über die Büros bis hin zur Werkstatt.

Ergonomie als Umsatzfaktor?

Schaubild: Parkraum

"Die richtige ergonomische Ausstattung ist sehr wichtig für den Wohlfühlaspekt und kann infolgedessen auch die Umsätze eines Betriebes beeinflussen", sagt Elke Park, Parkraum - Büro für Innenarchitektur mit Firmensitz in Stuttgart. "Fühlt sich der Mitarbeiter während eines Verkaufsgespräches oder bei der Beratung sichtlich unwohl, wirkt sich dies auch negativ auf den Kunden aus, der dieses Unbehagen spürt und nicht mehr Zeit als unbedingt erforderlich auf der Verkaufsfläche verbringen wird", gibt die Innenarchitektin zu bedenken. Unter unergonomisch gestalteten Büroarbeitsplätzen leide letztendlich auch die Effizienz der Mitarbeiter und die Qualität der Arbeit.
,,Nur wenn ergonomische Prinzipien eingehalten werden, kann eine optimale Arbeitsleistung erbracht werden, findet auch Hans-Joachim Fischer (Fischer Consulting Achern). "Eine ungünstige Haltung bei der Arbeit führt zu Verspannungen der Muskulatur und dadurch sind Arbeitsausfälle vorprogrammiert.
Arbeitsplätze sollten so beschaffen sein, dass eine aufrechte Haltung möglich ist, im Stehen wie auch im Sitzen". Grundsätzlich erfahre die Welt der Büroarbeitsplätze aktuell eine Transformation, so Elke Park. Relaxzonen und Co-Working Areas rücken immer mehr in den Fokus. Auch habe Covid-19 massiv zur Veränderung der Arbeitswelt beigetragen und dabei nicht zuletzt die Frage aufgeworfen, was bei einem Homeoffice-Arbeitsplatz im Sinne der Ergonomie zu beachten ist.

Fehlerquellen vermeiden und korrigieren

Dabei ist die Bedeutung ergonomisch gut ausgestatteter Arbeitsplätze für Zufriedenheit und Wohlbefinden noch längst nicht in jedem Betrieb angekommen. Hans-Joachim Fischer macht zum Beispiel immer wieder die Erfahrung, dass bei der Planung und Beratung konkret auf die Bedeutung der Ergonomie hingewiesen werden muss. Ohne direkte Ansprache werde dieses Thema oft gar nicht richtig wahrgenommen.
Unergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze und sogar potenzielle Verletzungsquellen hat auch Elke Park schon oft gesehen. Zum Beispiel beobachtet sie, dass Mitarbeiter Kunden auf der Ladenfläche nicht richtig beraten können, weil Kartons und Ware den Raum blockieren oder das Mobiliar ohne Konzept eingestellt wurde. Auch die Gestaltung der Kassentheke lasse teils zu wünschen übrig, sowohl in der Front, aber auch auf der rückwärtigen Möbelseite. ,,Dabei werden oft Arbeitsabäufe nicht berücksichtigt", so Elke Park. Weitere Fehler, die sie immer wieder sieht: In den Büros werden die Mindestabstände zwischen den Arbeitstischen nicht gewährt, alles stehe zu dicht gedrängt. Auch in der Werkstatt beobachtet die Innenarchitektin immer wieder, dass der Platz für die Anzahl der Mitarbeiter knapp bemessen ist und es damit im Raum zu eng ist. Dazu kommen Klebearbeitsplätze, die mittels Eigenkonstruktion entlüftet werden, oder zu wenig Platz rund um eine Trichterfräse: ,,Ein absolutes No-Go", findet Elke Park. Zu wenig Licht auf der Ladenfläche sei im Vergleich dazu zwar weniger eine Gefahrenquelle, mache aber wenig Sinn für den Verkauf der Produkte.
„Deshalb sind Planungen zu Innenraumkonzepten wichtig, um Fehlerquellen bereits im Ansatz zu vermeiden", sagt Elke Park. Bei einer Neuplanung, ob Umbau oder komplettem Neubau, empfiehlt sie, den Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand abzugleichen und die Lösungsansätze zur ergonomischen Optimierung direkt umzusetzen. Möglichkeiten der Korrektur gebe es natürlich auch im Nachhinein noch - auch bei bestehenden Betrieben seien Verbesserungen möglich.

Ergonomie am Arbeitsplatz: Worauf ist zu achten?

• Ladenfläche: Licht, Klima, themenorientierte Warenpräsentation, richtige Abgreifhöhen, Nahreserve.

• Werkstatt: Licht, Lüftung, Sicherheit, korrekte Arbeitshöhen an den Maschinen und Werkbänken, Werkzeug in Greifhöhe.

• Verwaltung: Licht, perfekte Höhen hinsichtlich Arbeitsplatzrichtlinien, Bewegungs- und Kommunikationszonen: Arbeiten im Sitzen und Stehen.

• Logistik: gefahrenfreies Handling mit Lagermaschinen wie Stapler etc., Abstandsregeln der Regalierung.
Quelle: Parkraum

Möbel ohne Ecken verringern Verletzungsgefahr 

Optimale Schreibtischhöhe im Sitzen und im Stehen.

Worauf kommt es in den einzelnen Bereichen nun aber an, wie können sie unter ergonomischen Gesichtspunkten richtig gestaltet werden? Dabei sind einige Punkte zu beachten: Zum Beispiel sollten sich Produkte im Bereich der Ladenfläche auf einer für den Mitarbeiter bequem erreichbaren Höhe befinden und Beratungsinseln Diskretion gegenüber anderen Kunden ermöglichen. Die Präsentation des Produktes sollte für den Mitarbeiter möglich sein, ohne hektisch auf der Verkaufsfläche hin- und herlaufen zu müssen. Möbel ohne Ecken sind optimal, um Verletzungen auszuschließen, schlägt Elke Park vor. Auch zu tiefe Regalfachböden seien zu vermeiden. Die Beleuchtung spielt eine übergeordnete Rolle: außer der Basisbeleuchtung sollte eine Effektbeleuchtung die Aufmerksamkeit auf die Waren lenken. Das schaffe Orientierung für die Kunden.

Ergonomie im Detail: abgerundete Regalfachböden sind nicht die Regel.
Betrieb: Sanitätshaus Göldner, Eggenfelden
Planung und Konzeption: Parkraum/Foto: Bettina Matthiessen

In der Kabine sollte die Anprobe und Beratung auf einem etwa kniehohen Podest erfolgen, so dass sich der Mitarbeiter nicht ständig beim Scannen Richtung Boden bücken muss, erläutert Elke Park. ,,Der Kunde könnte sonst schnell das Gefühl haben, dass die Position für den Mitarbeiter unbequem ist". Kleine Aspekte mit großer Wirkung erzielen auch Faktoren wie Raumtemperatur und Raumlüftung. Hier müssten Kriterien der Arbeitsstättenrichtlinien beachtet werden. ,,Selbstverständlich kann in einem 30 Grad warmen Raum keine Anprobe von Kompressionsstrümpfen stattfinden", so Elke Park. Grundsätzlich sei zu beachten, dass der Weg eines Produktes - zum Beispiel wenn eine Einlage zur schnellen Korrektur in die Werkstatt gebracht wird - nicht allzu weit sein sollte.

Höhe der Schleifmaschinen als Fehlerquelle

Schnelles Handling sei im Werkstattbereich ohnehin gefragt: Werkstattgegenstände sollten sich deshalb in optimaler Abgreifhöhe befinden. ,,Der Kunde wartet schließlich", gibt Elke Park zu bedenken. Dort, in der „Schmiede der Qualität", dürfe es nicht zu warm, zu kalt oder zu geruchsintensiv sein, eine Lüftungs- und Staubabsauganlage sei obligat.
,,Wichtig ist auch die Höhe der Schleifmaschinen", findet Hans-Joachim Fischer. Diese sollten nach Möglichkeit höhenverstellbar sein und über vorprogrammierbare Schaltungen für jeden Mitarbeiter individuell eingerichtet werden können. ,,Gerade hier beobachtet man oft eine stark gebückte Haltung, die im Laufe der Zeit zu Haltungsschäden führt", so Fischer. Bei der ergonomischen Ausstattung eines Betriebes müssen eben auch wirklich alle Details und Arbeitsabläufe bedacht werden.


Digitale Präsentation im Ladengeschäft

Digitale Präsentation im Ladengeschäft

Digitale Messsysteme für Fuß und Rücken kennt die Orthopädieschuhtechnik schon lange. Jetzt erreicht die Digitalisierung zunehmend auch den Verkaufsraum. Monitore mit Internetanbindung, Touch Panels, Apps und Near Field Communication (NFC) bieten wirkungsvolle Vermarktungsmöglichkeiten für Dienstleistungen und Produkte.

3 Was auf den ersten Blick wie ein Poster aussieht, ist ein flacher Bildschirm mit filigranem Rahmen. Solche ePoster können wechselnde Bilder und Videos am Point-of-Interest zeigen; über die dazugehörige Software lässt sich das Poster einfach gestalten und schnell aktualisieren. ePoster: Neo Advertising GmbH Display System und Foto: Visplay GmbH

4 Die Schaub KG nutzt das Monitor Marketing-System odWeb.tv von opta data. In ihrem Empfangs- und Kassenbereich setzt sie ein Digital-Signage-4er-Grid ein: Vier zusammengesetzte Monitore werden separat mit verschiedenen Inhalten bespielt. Möglich ist auch, eine Gesamtpräsentation auf vier Bildschirme zu verteilen. Denkbar ist dies zum Beispiel für Produktpräsentationen, die odWeb.tv direkt von den Her stellern zur Verfügung stellt.  Foto: odWeb.tv

5 Beim Audience Tracking von odWeb.tv filmt eine Kamera den Geschäftsbereich, in dem Kunden das Werbe- und Infoprogramm betrachten. Eine Offline-Gesichtserkennung erfasst Geschlecht, Altersgruppe und Stimmung der Personen. Die Daten werden anonymisiert gespeichert, es können Grafi ken und Statistiken zu den Zielgruppen abgerufen werden. Die automatische Auswertung ermöglicht es, das Programm noch passender auf die jeweiligen Zielgruppen abzustimmen. Foto: odWeb.tv
6 Digitale Kundenstopper fangen die Aufmerksamkeit des Kunden ein. Hier geht niemand vorbei, ohne über das attraktive Angebot nachzudenken. Objektentwicklung und Foto: Sislak Design
7 Elegante Produkt-präsentation mit Musik: Die Orthese schwebt, der Stoff hinter dem Aluspann-rahmen des Displays wird als Membran für einen Lautsprecher genutzt. Über visuelle und auditive Reize wird das Produkt emotionalisiert.
Objektentwicklung: Parkraum Foto: Martin Klindtworth/
www.zentralfotograf.de.
8 In diesem elektrifizierten Warenträgersystem können Informationen zu Preis und Inhalt des Produkts auf elektronischen Labels (ESL) dargestellt werden. Die eingeklickten Fachböden leuchten mittels eines LED-Lichtbands nach unten. Auf dem Bedienerportal (Bildschirm rechts) können sich Kunden selbst über die Verfügbarkeit einer Behandlungskabine inklusive Mitarbeiterin erkundigen oder sich für einen Behandlungstermin einbuchen.Objektentwicklung und Foto: Parkraum
9 Horizontale Bildschirmtechnik raffi-niert umgesetzt: Dieser Vorlagetisch mit integriertem Touchmonitor bietet dem Kunden Möglichkeiten zur Selbstinforma-tion auf bequemer Tischhöhe – das in der Präsentation dargestellte Produkt steht real in unmittelbarer Nähe.
10 Ober und Ober haben für Glabbal-Sandalen (Paromed) ein Shop-in-Shop System entwickelt. Hier können Kunden Glabbal-Sandalen mit oder ohne Hilfe des Händlers konfigurieren und bestellen. Auf den Warenträgern, auf denen Beispielsandalen präsentiert werden, ist ein entsprechendes Tablet integriert. Die Fertigung erfolgt beim jeweiligen Glabbal-Partner. Foto: Ober und Ober
11 Sanitätshaus Kocher präsentiert seine Einlagen auf versetzbaren Magnetfach-böden. Die Einlagen sind mit QR-Codes versehen, die der Kunde an einem Scanner einlesen kann. Auf dem Bildschirm werden dann Informationen zur gewählten Einlage gezeigt. Ideal zur Vorabinformation, zum Beispiel im Wartebereich.
Objektentwicklung und Foto: Ober und Ober
12 In seiner kürzlich eröffneten Filiale in Remscheid präsentiert Sanitätshaus Beuthel sein Werbe- und Infoprogramm von odWeb.tv in einer besonderen Variante: über NFC-gesteuerte Inhalte. Die Präsentation ist Teil eines Ladenkonzepts, das Beuthel zusammen mit der OBV Objektbau Bomers GmbH entwickelt hat. Über einer zweiteiligen Theke ist ein Monitor angebracht, in der Theke selbst eine Lesefläche eingelassen. Hält ein Kunde eine Einlage oder einen Schuh über diese Lesefläche, startet auf dem Monitor die passende Produktpräsentation. An den Produkten ist ein NFC-Aufkleber angebracht, der in odWeb.tv mit einer jeweiligen Präsentation verlinkt ist. Foto: odWeb.tv
13 Eine Cross-Plattform entwickeln derzeit Ober und Ober. In die Ladenbauelemente sind Touch-Screens ein-gebaut, auf denen der Kunde Informationen erhält, indem er das Produkt mittels QR-Code einscannt. Denkbar sind Informationen über Produkte, Lagerbestände, Verweise auf ähnliche Produkte, Webshops, Sonderangebote oder Anfor-derungen eines Mitarbeiters. Die Geräte können über WLAN ihre Daten automatisch aktualisieren und zentral gesteuert werden. Kunden können die gewünschten Inhalte ohne ex-terne Hilfe auf dem PC zusammenführen. Grafik: Ober und Ober
15 Wie sich Haptik und Digitalisierung am Point of Sale geschickt verbinden lassen, zeigt ein Beispiel aus dem Sanitätshausbereich, das Burmeier mit Parkraum für seine Handelspartner entwickelt hat. Auf der Verkaufsstation für Pflegebetten kann der Kunde mit und ohne Verkäufer schauen, entdecken und fühlen. Viele Zubehöre sind im Original zu sehen, etwa eine Aufstehhilfe in Einstiegshöhe. Der Kunde kann eine Leselampe testen sowie Matratzenmuster und verschiedenfarbige Softcover-Stoffe auf runden Scheiben erfühlen. Er kann einen kabellosen Handschalter in die Hand nehmen und erleben. Der Monitor zeigt alle Produktinformationen und Videos von Burmeier. Verkäufer und Kunden können per Touch-Bedienung Bilder, Texte und Konfigurationsmöglichkeiten zu den Betten und Zubehören nutzen, auch Ton wird durch integrierte Lautsprecher widergegeben. Für das Beratungsgespräch kann ein digitaler Bettenkonfigurator eingesetzt werden, ein eingebauter Drucker steht für Angebote, Informationen und vor allem Verkaufsabschlüsse zur Verfügung.
Objektentwicklung: Parkraum Foto: Burmeier
16 Dynamische Warenpräsentation mit RFID-Technik: In den Warenträger ist ein LED-Bildschirm integriert, der zunächst durchlaufend allgemeine Filme zur Produktgruppe zeigt. Wenn der Kunde ein Produkt in die Hand nimmt oder bewegt, wird das passende Produktvideo präsentiert.
Objektentwicklung: Parkraum
Foto: Martin Klindtworth/www.zentralfotograf.de

Lichtplanung

Mit gutem Licht geht alles besser

VON ELKE PARK UND HELMUT LIPPL

Auch wenn Kunden es nicht bewusst wahrnehmen: Das Licht spielt eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, ob sich Kunden in einem Geschäft wohlfühlen oder nicht. Gute Beleuchtung schafft nicht nur ein angenehmes Ambiente, sondern sorgt auch für eine Verkaufsförderung der inszenierten Produkte.

2 Für die Beleuchtung von Schaufenstern eignen sich Stromschienenstrahler oder kardanische Einbauleuchten, die eine 360-Grad-Drehung ermöglichen und direkt hinter dem Fensterglas installiert werden. So lassen sich die Produkte von vorne beleuchten und Lichtakzente individuell an die Gestaltung anpassen. (Fotos 1, 2, 4: Tim Dalhoff)

Die Grundlage eines guten Lichtkonzeptes ist das Innenraumkonzept. Dieses berücksichtigt nicht nur die einzelnen Räume wie Ladenfläche, Maßräume oder Werkstatt und deren Einrichtung, sondern auch, wo etwas steht und wie die Laufwege der Kunden, aber auch der Mitarbeiter in diesen Räumen sind.
Es lohnt sich, in diese Planung zu investieren. Die Lichtplanung sollte dabei möglichst von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden werden, da das Licht Bestandteil der Inneneinrichtung ist und Kunden lenkt. Eine intensive und frühzeitige Koordination mit der Einrichtungs-, Decken-, Elektro- und HLS-Planung (HLS = Heizung, Lüftung, Sanitär) ist zwingend erforderlich, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.
Durch gute und rechtzeitige Planung werden auch Zusatzkosten in der Bauphase vermieden. Wenn zum Beispiel umgeplant oder verbaute Materialien wieder entfernt werden müssen, weil die Positionen für die Leuchten falsch sind oder Teile nicht zusammenpassen, kostet dies nicht nur Zeit, sondern auch Geld.
Die Lichtplanung hängt von der Zielsetzung des Kunden ab. Steht die Energieeffizienz durch den vornehmlichen Einsatz von LED im Vordergrund, so entsteht ein andere Lichtkonzept, als wenn der Schwerpunkt stärker auf gestalterischen Aspekten liegt. Für die Lichtsteuerung, also wann welche Leuchten an- oder ausgeschaltet werden, gibt es verschiedene Lösungen, zum Beispiel auch in der Variante als Tablet-App und einer Funktionssteuerung (Bluetooth). Auch solche Anforderungen sollten frühzeitig im Konzept berücksichtigt werden.
Bei der Planung muss bedacht werden, dass das Inventar im Ladengeschäft, in den Maß- und Analyseräumen später nicht beliebig verändert werden kann. Erst ein ausgereiftes und vom Bauherrn verabschiedetes Innenraumkonzept sorgt für eine zielgerichtete Lichtplanung. In Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten werden Lichtkonzept und Designvorgaben in Einklang gebracht, denn das Design der Leuchten sollte in jedem Fall auf die Einrichtung abgestimmt sein. Nur so wird der Raum, ob Ladenfläche, Maßraum oder die Werkstatt, später vom Kunden oder dem Mitarbeiter als funktionell und ästhetisch gelungen empfunden.

Raumfunktion bestimmt die Lichtplanung

Eine gute Lichtplanung nimmt unter Berücksichtigung der Kundenwünsche immer Bezug auf die Funktion, die Architektur, die Einrichtung und die Nutzerbedürfnisse eines einzelnen Raums. Hierbei sind mehrere Faktoren zu beachten.
In einem Verkaufsraum wird vornehmlich die Ware inszeniert. Die Lichtplanung muss deshalb sowohl die Allgemeinbeleuchtung des Raumes als auch die Möglichkeit, mit Licht besondere Akzente in der Warenpräsentation zu setzen, berücksichtigen (Abb. 1). Ein wichtiges Ziel dabei ist, eine angenehme bis spannende Atmosphäre zu erzeugen, um Kunden zum Verweilen, Kaufen und Wiederkommen einzuladen.
Schaufenster sind die Visitenkarte eines Geschäftes. Sie müssen besondere Aufmerksamkeit erzeugen, um sich zum Beispiel in Fußgängerzonen gegen den benachbarten Wettbewerb zu behaupten. Eine gute Schaufenstergestaltung erzeugt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern schafft Vertrauen und vermittelt Kompetenz. Licht spielt hier eine herausragende Rolle, denn erst durch das Licht werden die Produkte im Schaufenster inszeniert. Ein Schaufenster lebt davon, immer wieder neu dekoriert zu werden, daher empfiehlt sich hier der Einbau einer Beleuchtung, die sich flexibel auf wechselnde Dekorationen anpassen lässt (Abb. 2). Kontraste sorgen für Dynamik und attraktive Reize.
Für die optimale Inszenierung sollte das Licht die Ware von vorne treffen. Die Lichtplanung im Schaufenster muss auch die Veränderung der Lichtverhältnisse draußen beachten, zum Beispiel, ob im Tagesverlauf die Sonne direkt auf das Schaufenster scheint. Für einen optimalen Effekt der Präsentation im Schaufenster ist es deshalb sinnvoll, die Beleuchtung nach Tageszeit und Umgebungshelligkeit auszurichten. Hierfür gibt es heute ausgefeilte Systeme, mit denen drahtlos nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Lichtfarbe reguliert werden kann. So lässt sich auch Energie sparen. Dynamik, also ein Wechsel im Licht, z.B. das automatisierte Herauf- und Herunterdimmen der Leuchten, steigert die Aufmerksamkeit der Passanten in der Fußgängerzone.
Die Werkstatträume sind die wichtigsten Räume für die Mitarbeiter. Hier kommt es vor allem auf eine sehr gute ergonomische Ausleuchtung der Arbeitsplätze an. Zu wenig Helligkeit, blendende Leuchten oder nicht ausreichend ausgeleuchtete Arbeitsbereiche können die Leistung der Mitarbeiter auf Dauer wesentlich beeinträchtigen. Sie müssen sich mehr anstrengen, ermüden schneller oder erkennen aufgrund nicht ausreichender Beleuchtung Fehler im Produkt nicht. Die DIN 12464 beschreibt eine Mindestanforderung (!) von Lux-Werten am Arbeitsplatz: Mindest! Jedoch bedeutet dies die untere Grenze einer Lichtberechnung in einem Computermodell und muss meist erhöht werden, wie zum Beispiel in orthopädischen- beziehungsweise schuhorthopädischen Werkstätten, um beim Arbeiten den Gegenstand deutlich erkennen zu können. Dies wird mittels Leuchten mit entsprechenden technischen Werten an der Decke umgesetzt.
Für Maßräume gilt Ähnliches wie für Umkleidekabinen von Modegeschäften: Der Kunde muss Vertrauen fassen und sich gut aufgehoben fühlen. Neben einer freundlichen und Kompetenz vermittelnden Einrichtung muss die Lichtkonzeption einerseits für eine ausreichende Helligkeit für die Fußuntersuchung und das Maßnehmen sorgen, sollte aber keine kühle oder sterile Atmosphäre erzeugen (Abb. 3).
Bei Analyseräumen benötigt man zum einen eine gute Ausleuchtung. Da aber häufig Technik, wie Videokameras und Projektoren, zum Einsatz kommt, die durch Lichtquellen im Raum in ihrer Funktion beeinträchtigt werden kann, ist hier eine genaue Abstimmung der Raumbeleuchtung auf die eingesetzte Analysetechnik nötig. Wenn schon bekannt ist, welche Technik im Raum eingesetzt wird, ist es sinnvoll, frühzeitig den Technikanbieter in die Lichtplanung mit einzubeziehen.

Flexible Lösungen machen auch Umgestaltungen mit

Wenn Ladengeschäfte, Analyseräume oder Werkstätten immer mal wieder leicht verändert werden, sollte auch dies bei der Lichtplanung berücksichtigt werden. So können von Anfang an Systeme gewählt werden, die es erlauben, die Beleuchtung individuell anzupassen.
Die Flexibilität ist dabei abhängig von der Art der Montage. Größtmögliche Flexibilität bieten zum einen Stromschienensysteme, in denen die Leuchten werkzeuglos versetzt und ausgerichtet werden können; zum anderen gibt es sogenannte kardanische Leuchten. Diese Leuchten sind in eine abgehängte Decke eingebaut und lassen sich um 36o Grad drehen. So erreichen die Lichtkegel bei einer Möbelumstellung viele Flächen. Nach einer Umstellung oder auch nach einer Veränderung der Dekoration bzw. der Warenpräsentation ist das Fokussieren des Lichts von großer Bedeutung. Eine Schulung und Einweisung durch die Lichtexperten empfiehlt sich deshalb, um auch langfristig ein gutes Lichtkonzept aufrecht zu erhalten (Abb. 4).

Moderne Leuchten sparen Strom

5 Verstellbar. Spotstrahler auf Stromschienen erlauben eine variable und individuelle Lichtgestaltung.

Bei einem Umbau stellt sich die Frage, ob die bestehende Lichtanlage weiter genutzt oder ausgetauscht wird. Abgesehen von gestalterischen Aspekten ist hier ein wichtiges Kriterium, wie viel Energiekosten durch neue Technik eingespart werden können. Dadurch relativieren sich häufig die Kosten für neue Leuchten. Der Umstieg auf moderne LED-Technik rechnet sich mittlerweile immer. Der Grund liegt in der hohen Effizienz, der langen Lebensdauer und den recht günstigen Anschaffungskosten für Leuchten mit dieser Beleuchtungstechnik. Er lohnt sich besonders dann, wenn sich nicht nur die Einsparung von Strom- und Wartungskosten durch die Investitionskosten schnell amortisieren, sondern auch, wenn durch die neue Technik eine funktionsgerechtere, und auch verkaufsfördernde Lichtplanung die Wertigkeit der Verkaufsflächen steigert. So können Räume mit ganz unterschiedlichen Nutzungen einerseits zu einem ganz besonderen Erlebnis werden oder eine unauffällig zurückhaltende Attraktivität vermitteln. Viele der Leuchten lassen sich heute auch wieder ausbauen und können zum Beispiel bei einem Umzug in neue Betriebsräume demontiert und wieder verwendet werden.

Kosten für das Licht

Die Kosten für die Planung und Umsetzung eines Lichtkonzeptes hängen immer von der Größe der Räume und den speziellen Anforderungen an die Beleuchtung ab. Die Kosten eines Lichtkonzeptes können sehr ausführlich und übersichtlich in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung, auch TCO genannt (Total Cost of Ownership = Gesamtkostenbetrachtung), zusammengefasst werden.
Hierbei sind folgende Faktoren zu beachten:

Anschaffung und Einbau
• Kosten für die Planung (Innenarchitekt/Lichtplaner)
• Anschaffungskosten für die Leuchten
• Kosten für die Montage und Anschluss der Anlage
• Demontage vorhandener Altbestände (falls nötig)

Laufende Kosten
• Energiekosten (Betriebsdauer und Stromverbrauch der Leuchten)
• Lebensdauer der Leuchten


Visual Merchandise

Sanitätshaus Göldner

Visual Merchandising: Mehr als dekorieren!

VON ELKE PARK UND HELMUT LIPPL

Beim Umbau eines Betriebes oder einem Neubau stehen meist die Raumkonzepte für Laden, Werkstatt oder Analyseräume mit ihrer Inneneinrichtung und der technischen Ausstattung im Mittelpunkt. Bei dieser Planung sollte aber schon daran gedacht werden, wie die Produkte und Dienstleistungen künftig präsentiert werden. Denn erst durch die optimale Präsentation erhalten die Produkte die nötige Verkaufsunterstützung.

Architektur ist auch Marketing und setzt sich folgerichtig im Innenraum fort. Sie kann durch Farben und Formen der raumbildenden Elemente dazu beitragen, dass ein Betrieb zu einer unverwechselbaren Marke wird. Diese Markenbildung setzt sich im Visual Merchandising fort.
Visual Merchandising – die Verkaufsförderung durch Gestaltung und Präsentation – lenkt den Kunden durch die Verkaufsfläche, schafft Kaufanreize, entschleunigt und steigert die Verweildauer und das Interesse, sich mit den ausgestellten Produkten auseinanderzusetzen. Es geht also nicht nur darum, durch die Gestaltung eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, sondern durch die Präsentation die Kunden direkt anzusprechen und auf Waren und Dienstleistungen aufmerksam zu machen.
Das vom Innenarchitekten entwickelte Raumkonzept ist nur halb so viel wert ohne ein Visual-Merchandise-Konzept: Das Raumkonzept ist der ,stille Verkäufer‘; das Visual-Merchandise-Konzept spricht den Kunden direkt an, und spielt deshalb eine entscheidende Rolle auf dem Weg des Kunden vom Interesse am Produkt bis zum Kauf – auch „Customer Journey“ genannt. Über das Visual Merchandising lassen sich Geschichten um und über das Produkt erzählen, die unmittelbar Auswirkungen auf den Kauf haben können.
Die Anforderungen an Ladengeschäfte wandeln sich (s. Kasten). Der Laden ist nicht mehr nur ein Warenlager, ein Verkaufsraum (Point of Sale) oder ein Raum zur Entgegennahme von Rezepten. Er muss die Werte des Betriebes vermitteln und sichtbar machen.
Die sinnliche Wahrnehmung spielt dabei eine entscheidende Rolle. 90 Prozent der Kaufentscheidungen werden durch visuelle Reize wie Farbe, Form und Anordnung beeinflusst. Aber auch die Akustik, das Material der Produkte und der Einrichtung und auch Wahrnehmungen über den Geruchssinn und den Tastsinn sind Schlüsselreize, die nicht unterschätzt werden dürfen. Auch sie können aufgrund ihrer Vielfältigkeit, ihrer Neuartigkeit und ihres Überraschungsgehaltes den Kunden stark aktivieren. Visual Merchandising ist also mehr als nur Dekoration. Die große Kunst ist es, den Kunden in verschiedene Warenwelten zu entführen, Emotionen zu wecken und so eine Offenheit für die Produkte und die Dienstleistungen zu erzeugen. Eine klare Wegführung und eine klare Produktplatzierung und Inszenierung sind hier wichtige Faktoren.
Neben den klassischen Methoden, Produkte zu inszenieren und dem eigenen Geschäft ein unverwechselbares Erscheinungsbild zu geben, gibt es heute auch eine Vielzahl neuer Technologien, mit denen Kunden mit Produkten und Marken in Kontakt treten können und die das Visual Merchandising unterstützen. Bildschirme im Wartebereich oder im Schaufenster können das Leistungsangebot des Betriebes mit Videos, Animationen oder Grafiken darstellen und so, noch vor dem Beratungsgespräch Informationen vermitteln und Interesse wecken.
Spezielle Präsentationen auf stationären Computern, zum Beispiel im Maßraum oder auf mobilen Geräten, können die Mitarbeiter sinnvoll in Beratungssituationen unterstützen, indem über sie zum Beispiel Krankheitsbilder, biomechanische Abläufe oder Produktlösungen visualisiert werden.

Der ganze Betrieb ist ein Verkaufsraum

Der Kunde muss nicht nur im Schaufenster oder im Laden in Kontakt mit der Ware oder den handwerklichen Leistungen kommen. Auch die Maß- und Analyseräume sind im Grunde Verkaufsräume, da sie durch ihre Einrichtung und technische Ausstattung die Kompetenz des Betriebes vermitteln und das Vertrauen in die Leistung des Betriebes stärken sollen. Natürlich müssen sie, je nach ihrer Funktion, gestaltet werden. Doch es spricht nichts dagegen, jene Orte, in denen man den intensivsten Kontakt zu den Kunden hat, auch für die Präsentation des eigenen Angebotes zu nutzen, zum Beispiel für Einlagenvarianten oder Schuhe für Problemlösungen (s. auch Abb. 2 im Beitrag ab Seite 24). Der Vorteil: Im Beratungsgespräch kann man direkt am Objekt die Vorzüge des Produktes erläutern.

Kleiner Leitfaden für das Visual Merchandising

  1. Visual Merchandising ist ein Konzept und ein wichtiges Utensil, um Kundennähe zu schaffen, Abverkäufe und Zusatzkäufe zu generieren.
  2. Visual Merchandising ist keine Dekoration: Visual Merchandising schafft Emotionen, Atmosphäre und Übersichtlichkeit.
  3. Visual Merchandising leitet und lenkt den Kunden, schafft Kun-denzonen und führt über eine Verkaufsfläche. Storytelling: Die Verkaufsfläche wird in einzelne, in sich schlüssige Themen auf-gegliedert und erhöht den Selbstbedienungsanreiz .

Das hilft:
1. Am besten einem Profi die konzeptionelle Erarbeitung überlassen und nachhaltig arbeiten: Ständiges (in regelmäßigen Abständen) Konzeptionieren mit allen Warengruppen.
2. Offen sein für viele Chancen der Darstellung der Ware: dem bewussten Arrangieren für die Kundensprache mit allerlei Werkzeugen der optischen Warenpräsentation.
3. Ein Raumbuch erstellen, das die Konzepte als Nachschlagewerk sammelt und fortwährend mit Profis zu optimieren ist.

Das sollte man lassen:
1. Dekorieren ohne Konzept
2. Warendarstellung kunterbunt durcheinandergewürfelt: Überfrachtete Geschäfte und unübersichtliche Schaufenster
3. Zu viele Schachteln in den Regalen, auf den Fachböden und im Mittelraum.