Teil 1: Ein Blick ins Schaufenster

In den kommenden Ausgaben wirft die OT einen besonderen Blick auf den Fachhandel und nimmt die speziellen Gegebenheiten der SanitĂ€tshĂ€user unter die Lupe: von der Kundschaft ĂŒber die Produkte bis hin zur Beratung. Der erste Fokus gilt dabei dem Schaufenster. Welche Bedeutung hat es, welche Funktionen ĂŒbernimmt es und wie lĂ€sst es sich gestalten, solange kein Poster die Sicht auf die Produkte versperrt?

Im Schaufenster prĂ€sentierte Produkte sollen Interesse und Emotionen beim Kunden wecken. Foto: SanitĂ€tshaus Becker & Dreßler

Denn Poster sind ein schlechtes Zeichen. Man sieht sie derzeit hĂ€ufig an EingĂ€ngen von Apotheken oder auch in Schaufenstern von BuchhĂ€ndlern: Poster, auf denen eine Branche mit schmissigen SprĂŒchen ihre Kunden davon zu ĂŒberzeugen versucht, dass sie ihre Kopfschmerztabletten oder Krimis doch bitte nicht bei DocMorris oder Amazon kaufen mögen. An Schaufenstern von SanitĂ€tshĂ€usern finden sich derlei Poster nicht. Noch nicht? Als etwa vor einiger Zeit Rollatoren im Sortiment einer großen Kaufhaus-Kette auftauchten, sorgte dies sogleich fĂŒr Unruhe im SanitĂ€tsfachhandel.
Es gibt Stammkunden, die aus Verbundenheit zum VerkĂ€ufer oder aus Nostalgie – z. B. wegen der Glocke an der EingangstĂŒr – ihr Leben lang ihren Einkaufsgewohnheiten treu bleiben. Die große Mehrheit allerdings setzt andere PrioritĂ€ten: Service und Fachkompetenz der Mitarbeiter, Auswahl der Produkte und vor allem der Preis an der Ladentheke.
Nun ist der SanitĂ€tsfachhandel keine klassische Laufkundschaftsadresse. Dementsprechend ist er in der Regel nicht auf Haupteinkaufsstraßen, sondern insbesondere aufgrund der rezeptpflichtigen Leistungen und Waren verstĂ€rkt in der NĂ€he von KrankenhĂ€usern oder Gesundheitszentren zu finden. „SanitĂ€tshĂ€user sind extrem individuell. Was nĂŒtzt mir ein bodentiefes Schaufenster ohne Laufkundschaft“, betont Daniel Brockschmidt von Brockschmidt Visuals. Der Ladenbaudesigner ist seit fast drei Jahrzehnten u. a. als Gestalter fĂŒr Visuelles Marketing in der Branche tĂ€tig. Er trifft im Zuge seiner AuftrĂ€ge auf gĂ€nzlich verschiedene Typen von Inhabern. Die einen scheuen vor allzu auffĂ€lligen VerĂ€nderungen in der Ladengestaltung zurĂŒck. Sei es aufgrund des eigenen Geschmacks oder fehlender Investitionsbereitschaft. Ebenso gibt es aber auch Firmeninhaber und GeschĂ€ftsfĂŒhrer, die ein offenes Ohr fĂŒr die VorschlĂ€ge von externen Experten haben und bereit sind, Dinge anders anzugehen und neu zu gestalten. Diesen Eindruck bestĂ€tigt Elke Park. Die Innenarchitektin und Inhaberin des FachplanungsbĂŒros Parkraum zĂ€hlt eine Reihe an SanitĂ€tsfachgeschĂ€ften zu ihren Stammkunden. FĂŒr sie ĂŒbernimmt das Schaufenster selbst abseits von Toplagen eine relevante Funktion. „Das Schaufenster gehört zum Visuellen Marketing des Unternehmens. Es sagt aus, was im Laden zu erwarten ist.“
Kleinere und mittelgroße GeschĂ€fte sind in ihrer Produktvielfalt allein schon aus PlatzgrĂŒnden begrenzt. Der Schwerpunkt im GeschĂ€ft sollte daher bereits in der Schaufensterauslage kommuniziert werden. „Es geht darum, den Kunden auf emotionaler Ebene anzusprechen. Eine strukturierte Anordnung, z. B. durch den Einsatz von großflĂ€chigen Fotos oder Grafiken, ist dabei sehr wichtig“, erklĂ€rt Elke Park und verweist auf einen immer wieder begangenen Fehler: „Viele Auslagen sind zu oft ĂŒberladen.“ Daniel Brockschmidt spricht gar von der „Wegrationalisierung des Schaufensters“, um bereits von der Straße aus den Blick auf das Wesentliche, konkret den Verkaufsraum, werfen zu können. Durch eine sinnvolle Platzierung kann es aber auch gelingen, Produkte, z. B. ein ans Fenster gestelltes Pflegebett, als Verbindungselement zwischen Innen- und Außenperspektive einzusetzen.


GefĂŒhl von Kompetenz vermitteln

Gerade HĂ€user in der NĂ€he von FußgĂ€ngerzonen mit einer im Vergleich zu Außenlagen erhöhten Anzahl an Laufkundschaft setzen bei der Produktauswahl gerne auf niedrigschwellige, rezeptfreie Waren. Kaum ein Schaufenster, das in den letzten zwei Jahren nicht Faszienrollen und Thera-BĂ€nder in der Auslage platziert hatte. Wenn innenstadtnahe GeschĂ€fte mehr spontane Kunden anziehen wollen, mĂŒssen gerade sie sich noch mehr Gedanken bei der Schaufenstergestaltung machen. Dies betrifft z. B. den Dekorationswechsel zu den anstehenden Jahreszeiten. Sobald draußen verstĂ€rkt die Sonne scheint, gehören Flip-Flops und Bademode ausgestellt. Etwas anders gestaltet sich die Standortsituation in Außenlagen. Dort rĂ€t Elke Park dazu, verstĂ€rkt zu zeigen, was man an hochwertigen Produkten im Angebot hat. „Wenn Sie einen Rollator ins Schaufenster stellen, dann sollte dies nicht das Kassenmodell sein.“ Selbst moderne Prothesen, die nicht zur Massenware gehören, vermögen – stilbewusst prĂ€sentiert – eine emotionale Wirkung auf den neutralen Betrachter auszuĂŒben und ein GefĂŒhl von Kompetenz und handwerklichem Know-how zu vermitteln.
Bereits der erste Blick, in diesem Fall ins Schaufenster, zeigt, dass es eine Vielzahl von kleineren und grĂ¶ĂŸeren Faktoren gibt, die sich auf die Wahrnehmung von LadengeschĂ€ften auswirken. Jeder Inhaber setzt bei der Gestaltung andere PrioritĂ€ten, sei es aufgrund der Lage seines GeschĂ€fts oder der Auswahl seiner Produkte.

Die OT möchte im Laufe der Serie „Zeit zum Handeln“ nicht nur ĂŒber den SanitĂ€tsfachhandel reden, sondern auch mit ihm: ĂŒber die Platzierung der Waren, die Gestaltung der Kabinen und ĂŒber die Ansprache an den Kunden im GeschĂ€ft sowie im Internet und in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns, wenn Sie uns an Ihren Ideen und Vorstellungen teilhaben lassen. ■

Teil 2: WohlfĂŒhl-Oase SanitĂ€tshaus

In der Mai-Ausgabe der OT haben wir zum Start unserer Sonderserie „Zeit zum Handeln“ einen besonderen Blick ins Schaufenster des SanitĂ€tsfachhandels geworfen. Ein freier Blick ins GeschĂ€ft, eine emotionale und hochwertige Waren-prĂ€sentation und eine saisonale Themengestaltung gehören demnach zu den Empfehlungen fĂŒr ein attraktives und modernes Erscheinungsbild. Im nĂ€chsten Schritt betreten wir nun den Verkaufsraum.

Marco Hammerstein, GeschĂ€ftsfĂŒhrer Vertrieb & Marketing DACH beim Hilfsmittelanbieter DJO Global, wies zuletzt im Rahmen der Expolife-Messe in Kassel darauf hin, dass die Zeiten, in denen der SanitĂ€tsfachhandel relativ entspannt und konkurrenzlos vom Rezepte-GeschĂ€ft gelebt hat, mehr und mehr der Vergangenheit anzugehören scheinen. Die regelmĂ€ĂŸigen Übernahmen von SanitĂ€tshĂ€usern fĂŒhrten z. B. zunĂ€chst zu einer Marktkonzentration und diese wiederum zu einem erhöhten Wettbewerbsdruck unter den Beteiligten. Zudem trĂ€ten verstĂ€rkt externe Wettbewerber auf den Plan. „Der Markt ist groß und attraktiv. Dies weckt das Interesse des Einzelhandels“, erklĂ€rt Hammerstein. Um der Konkurrenz entgegenzuwirken, rĂ€t er dem Fachhandel, sich als „WĂ€chter der Kompetenz“ zu profilieren. Gleichzeitig fordert der GeschĂ€ftsfĂŒhrer die Abkehr vom „Old-Fashion-SanitĂ€tshaus“.

Regale sind kein Lager

„Old Fashion“, also altmodisch, was ist damit konkret gemeint, und wie lĂ€sst sich dem eigenen Verkaufsraum ein modernes Äußeres verpassen? „Nur ein schöner Laden hilft nicht“, betont Ladenbaudesigner Daniel Brockschmidt von Brockschmidt Visuals. Er empfiehlt Inhabern, ihre Waren und Leistungen fokussiert zu prĂ€sentieren. HĂ€ufig seien gerade Regale nicht aufgerĂ€umt und mit Produkten ĂŒberladen oder, noch unansehnlicher, mit Kartons vollgestellt. „Leeren Sie Ihre Regale!“, so Brockschmidts Devise.
Auch an anderer Stelle ist seiner Ansicht nach weniger letztlich mehr: „Die Kasse ist keine geeignete FlĂ€che zur PrĂ€sentation der Produkte. Hier wird der Einkauf am Ende nur noch abgeschlossen.“ Daniel Brockschmidt plĂ€diert im Zweifel fĂŒr eine Reduzierung des Sortiments. Dies könne z. B. dadurch gelingen, dass sich SanitĂ€tshĂ€user in ihrem Angebot auf Kernthemen spezialisieren: „Man sollte sich in diesem Fall darĂŒber klar werden, was die eigene Kernkompetenz ist und an welchen Produktgruppen man selbst am meisten Spaß hat.“
Weniger radikal, aber ebenso sinnvoll sind Überlegungen im Hinblick auf eine optimale Lagerung des Produktsortiments abseits des öffentlichen Verkaufsbereichs. „Bei GesprĂ€chen mit Inhabern frage ich konkret nach der Lagersituation und wie oft der Standort eines Betriebs in der Woche z. B. vom eigenen Zentrallager mit neuer Ware beliefert wird“, beschreibt Innenarchitektin Elke Park ihre Vorgehensweise bei der (Neu-)Gestaltung von GeschĂ€ftsrĂ€umen. Die Inhaberin des FachplanungsbĂŒros Parkraum macht deutlich, dass es ĂŒber die nĂŒchterne Möblierung hinaus einer adĂ€quaten Konzeption bedarf. „Es geht darum, dass sich die angebotenen Produkte sinnvoll anordnen lassen.“ Dabei gelte es, sich in die Kundensicht hineinzuversetzen, wenn dieser den Ladenraum betritt. „Die ersten drei Sekunden sind entscheidend“, hebt Park die Bedeutung des ersten Eindrucks hervor und ergĂ€nzt: „Es ist elementar, eine Struktur und Transparenz erkennen zu lassen.“ Die Bedeutung einer sogleich sichtbaren Ordnung bestĂ€tigt auch Daniel Brockschmidt: „Wenn ich ein SanitĂ€tshaus betrete, versuche ich mich zu fokussieren. Das Auge benötigt Ruhe und einen Impuls.“

„In der Kabine wird verkauft“

Nicht zu vernachlĂ€ssigen ist darĂŒber hinaus die Gestaltung des Kabinenbereichs. In diesem geschĂŒtzten Umfeld steckt mehr Potenzial, als man zunĂ€chst denken mag. „In der Kabine wird verkauft!“, macht Innenarchitektin Park deutlich. Gerade hier ist es daher wichtig, eine WohlfĂŒhlatmosphĂ€re herzustellen. In den in der Regel fensterlosen RĂ€umen kommt der Lichtanordnung eine bedeutsame Rolle zu. Höhenverstellbare Liegen können den Komfort des Kunden verbessern. Vor allem aber sollten im Kabinenbereich Verkaufsprodukte platziert werden. ZunĂ€chst erhalten sie vom Kunden eine erhöhte Aufmerksamkeit, wĂ€hrend er auf die Bedienung durch den VerkĂ€ufer wartet. Anschließend kann der VerkĂ€ufer im Zuge seiner Beratung direkt auf (Zusatz-)Produkte hinweisen. Als ErgĂ€nzung von ProduktprĂ€sentationen kommen Großfotos in Aluminiumspannrahmen oder Monitore in Frage. Wichtig ist, dass der Kunde sich wĂ€hrend der Wartezeit nicht langweilt und ungeduldig wird. Denn dies fĂŒhrt schnell zu einem Verlust des WohlfĂŒhlens, der unmittelbaren Kaufbereitschaft und in letzter Konsequenz gegebenenfalls sogar zu der Entscheidung, beim nĂ€chsten Anlass ein anderes SanitĂ€tshaus aufzusuchen.

Selbstanalyse

Damit dieses Szenario nicht eintritt, analysieren Sie als Inhaber Ihr Sani-tÀtshaus. Sind Ihre Produkte sinnvoll angeordnet? Wie ist Ihr Kabinenbe-reich gestaltet? Selbst kleine Anpas-sungen können positive Auswirkun-gen auf die Wahrnehmung der Kun-den haben.
Bei aller attraktiven Gestaltung der LadenrĂ€ume gibt es fĂŒr Kunden allerdings einen Aspekt, der noch mehr Einfluss auf deren Besuchs-resĂŒmee hat: die freundliche und kompetente Beratung durch die Sa-nitĂ€tshaus-Mitarbeiter. Mehr dazu in der kommenden Ausgabe.

Die OT möchte im Laufe der Serie „Zeit zum Handeln“ nicht nur ĂŒber den SanitĂ€tsfachhandel reden, sondern auch mit ihm: ĂŒber die Platzierung der Waren, die Gestaltung der Kabinen und ĂŒber die Ansprache des Kunden im GeschĂ€ft sowie im Internet und in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns, wenn Sie uns an Ihren Ideen und Vorstellungen teilhaben lassen.

Teil 3: Kundenbindung durch Kompetenz

Auf seinem Weg zum Produkt hat unser imaginĂ€rer SanitĂ€tshauskunde zunĂ€chst – entweder im Vorbeigehen oder mit einem bestimmten Kaufinteresse bzw. einem Rezept – einen Blick ins Schaufenster des SanitĂ€tshauses geworfen. Sodann hat er das Ladenlokal betreten, sich einen Überblick ĂŒber das Produktportfolio verschafft, sich von der Dekoration inspirieren lassen und sich in der Kabine durch interessante Eyecatcher die Wartezeit verkĂŒrzt. Im 3. Teil unserer Serie „Zeit zum Handeln“ kommt es nun zum Kontakt mit dem Mitarbeiter.

Patient, Kunde oder Gast? Der SanitÀts-hausbesucher kann verschiedene Rollen einnehmen. Foto: Martin Klindtworth

Die Rollenbesetzung im SanitĂ€tsfachhandel ist nicht statisch – ein Besucher ist mal Patient, mal Kunde, mal Gast. Ihm gegenĂŒber schlĂŒpft der Mitarbeiter wahl- und wechselweise in die Rolle eines VerkĂ€ufers, eines Beraters und in EinzelfĂ€llen auch in die eines Vertrauten. Julia Kaufmann, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Marktforschungs- und Beratungsagentur Kaufmann & Kirner, hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass fĂŒr einen zufriedenen SanitĂ€tshausbesucher das Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis bei der Kaufentscheidung zwar von Bedeutung sei. Allerdings habe das Feedback von Kunden gezeigt, dass eine kompetente Beratung kombiniert mit einem freundlichen Auftreten des Mitarbeiters noch grĂ¶ĂŸeren Einfluss auf die Zufriedenheit des Gasts habe. Die in der heutigen Konsumgesellschaft nicht selten gelebte „Geiz-ist-geil“-MentalitĂ€t hat den SanitĂ€tsfachhandel also offenbar noch nicht gĂ€nzlich erfasst. Allerdings sei GeschĂ€ftsinhabern und ihren Mitarbeitern dringend zu empfehlen, eine kaufmĂ€nnischere MentalitĂ€t als in der Vergangenheit zu vertreten.

ZurĂŒckhaltung ablegen

Innenarchitektin Elke Park, die als Inhaberin des FachplanungsbĂŒros Parkraum zahlreiche SanitĂ€tshĂ€user bei der Gestaltung ihrer VerkaufsrĂ€ume berĂ€t, bestĂ€tigt das ihrer Ansicht nach hĂ€ufig zu zurĂŒckhaltende Auftreten des Personals im SanitĂ€tsfachhandel und hat dafĂŒr eine plausible ErklĂ€rung: „FrĂŒher haben viele SanitĂ€tshĂ€user sich als reiner Versorger verstanden. Mitarbeiter besaßen im positiven Sinne ein ,Helfersyndrom‘, interpretierten ihre Rolle aber neben der Beratungsleistung zu wenig als VerkĂ€ufer.“ In Zeiten, in denen Kaufhausketten Rollatoren anbieten, Discounter BlutdruckmessgerĂ€te verkaufen und das Internet als 24-Stunden-Marktplatz prĂ€sent ist, mĂŒssen die Betriebe jedoch umdenken: „Der SanitĂ€tsfachhandel muss sich dem Einzelhandel anpassen und aktiver auf den Kunden zugehen“, plĂ€diert Ladenbaudesigner Daniel Brockschmidt von Brockschmidt Visuals fĂŒr einen MentalitĂ€tswechsel. „Warum sagt man sich nicht auch mal, dass man den teuersten Rollator im Sortiment verkaufen möchte?“ Eine Ă€hnliche Einstellung vertritt auch Elke Park: „Beim Verkauf eines Hilfsmittels gibt es zahlreiche Nebenprodukte, die man zusĂ€tzlich anbieten kann.“

Mitarbeiter fördern

In erster Linie sollte die GeschĂ€ftsfĂŒhrung die oben skizzierte „Business-MentalitĂ€t“ vorleben und auf vielfĂ€ltige Art an ihre Mitarbeiter weitergeben, etwa durch klassische Fortbildungsprogramme mit verkaufsschulenden Elementen. Damit sich ein Kunde im SanitĂ€tshaus beim VerkĂ€ufer gut aufgehoben fĂŒhlt, muss sich der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen ebenfalls wohlfĂŒhlen. GestaltungsfreirĂ€ume, flache Hierarchien und Talentmanagement gehören ebenso zu einer modernen Unternehmensphilosophie wie das Vorleben von FĂŒhrungsleitsĂ€tzen und eine transparenten Kommunikations- und Besprechungskultur. Je höher die Mitarbeitermotivation, desto grĂ¶ĂŸer die Chance, dass sich die Begeisterung fĂŒr ein Produkt auf den Kunden transferieren lĂ€sst. Aus gutem Grund tragen z. B. auch VerkĂ€ufer ohne SehschwĂ€che in BrillenfachgeschĂ€ften hĂ€ufig eine Brille als modisches Accessoire. Im SanitĂ€tshaus könnten Mitarbeiter etwa von ihren eigenen positiven Erfahrungen mit dem Gebrauch von Faszienrollen berichten.
Mit einer Kombination aus fachlicher Expertise und sozialer Kompetenz gilt es fĂŒr den SanitĂ€tsfachhandel, die eigene Stammkundschaft zu erhalten und auszubauen. Dies gelingt u. a. durch ein regelmĂ€ĂŸiges Angebot kostenloser Seminare oder die EinrĂ€umung eines RĂŒckgaberechts.
Letztlich geht es bei den SanitÀtshÀusern lÀngst nicht mehr um eine Konkurrenzsituation zwischen stationÀrem und digitalem Handel. Vielmehr sollte ein SanitÀtsfachgeschÀft in Betracht ziehen, in beiden SphÀren prÀsent zu sein, um der Erwartungshaltung der Kunden auch in Zukunft gerecht zu werden. Mehr zu diesem Thema in der kommenden Ausgabe.

Sind Sie Inhaber eines SanitÀtsfachgeschÀfts und haben Sie Ihre VerkaufsflÀche bereits auf das Internet ausgedehnt? BeschÀftigen Sie einen eigenen Social-Media-Manager oder betreiben Sie sogar einen YouTube-Kanal? Wir freuen uns, wenn Sie mit uns in Kontakt treten und Ihre positiven wie negativen Erfahrungen teilen.

Teil 4: Filiale rund um die Uhr geöffnet

Das Schaufenster ist attraktiv gestaltet, die Waren im Verkaufsraum kreativ prĂ€sentiert und der Mitarbeiter professionell ausgebildet – drei Faktoren, die fĂŒr den stationĂ€ren SanitĂ€tsfachhandel von großer Bedeutung sind. Doch was ist, wenn der Kunde nicht bereit ist, den Weg ins GeschĂ€ft auf sich zu nehmen? Wenn er womöglich aufgrund einer Krankheit oder Verletzung nur eingeschrĂ€nkt mobil ist oder seine Arbeitszeiten unter der Woche einen Besuch wĂ€hrend der Öffnungszeiten nicht zulassen? Hier kommt im 4. Teil unserer Serie „Zeit zum Handeln“ das Internet ins Spiel.

FĂŒr die JĂŒttner OrthopĂ€die hat der eigene Internetauftritt den Status einer zusĂ€tzliche Filiale. Foto: JĂŒttner OrthopĂ€die

Noch wird der meiste Umsatz in der Gesundheitsbranche im stationĂ€ren Handel getĂ€tigt. FĂŒr die Zukunft prognostizieren Experten allerdings eine weitere Zunahme des Onlinehandels. Wer fĂŒr die Zukunft gewappnet sein möchte, sollte mindestens ĂŒber eine aktuelle und lebendige Homepage verfĂŒgen, im besten Fall sogar ĂŒber eine Onlineshop-Variante.
„Die eigene Website ist mittlerweile oft der Ausgangspunkt fĂŒr einen Besuch des stationĂ€ren Handels“, verweist Tim Wohlleben, Abteilungsleiter Marketing der JĂŒttner OrthopĂ€die KG, auf die herausgehobene Bedeutung einer professionellen InternetprĂ€senz. Wohlleben geht sogar noch einen Schritt weiter: „Die Website muss den Status einer Filiale bekommen, um die sich ein Filialleiter und weitere Mitarbeiter tĂ€glich kĂŒmmern.“ Das eigene Engagement zahlt sich fĂŒr das MĂŒhlhĂ€user Unternehmen aus. So hat JĂŒttner nicht nur seine Zugriffszahlen steigern können, sondern 2016 den Marketingpreises „Leonardo Award“ in der Kategorie „Bester Internet-Auftritt“ gewonnen.

Visitenkarte des Unternehmens

Doch wie sollte eine nutzerfreundliche Homepage gestaltet sein? ZunĂ€chst einmal muss sich ein Besucher der Website intuitiv zurechtfinden. Hier sind leicht verstĂ€ndliche Rubriken, die von der Startseite aus zu den jeweiligen Themenbereichen fĂŒhren, von großer Bedeutung. Wichtige Angaben wie Kontaktmöglichkeiten oder Standorte und Öffnungszeiten der stationĂ€ren Filialen sollten direkt ins Auge fallen. Ein sinnvoll abgestimmter Einsatz hochwertiger Fotos lĂ€sst den Firmenauftritt im Netz zudem frisch und modern wirken. „Bei der Konzeption oder Neugestaltung von GeschĂ€ftsrĂ€umen rate ich den SanitĂ€tsfachhĂ€ndlern stets dazu, professionelles Bildmaterial fĂŒr die eigene Website anfertigen zu lassen. Denn die Fotos sind im Netz die Visitenkarte des Unternehmens“, betont Innenarchitektin Elke Park vom FachplanungsbĂŒro Parkraum.
Je mehr AktivitĂ€t auf einer Website herrscht, desto besser stehen die Chancen auf eine hohe Platzierung beim wichtigen Faktor „Google-Suche“. Die Zugriffszahlen können z. B. durch einen eigenen Firmenblog gesteigert werden, in dessen Rahmen ein Unternehmen Berichte und Geschichten aus dem eigenen Betrieb veröffentlicht, auf Veranstaltungen hinweist oder Tipps fĂŒr die Versorgung bestimmter Krankheitsbilder vermittelt. Marketingleiter Tim Wohlleben von der JĂŒttner OrthopĂ€die KG erklĂ€rt den Anspruch des eigenen Unternehmens: „Wir möchten ein Ratgeber fĂŒr die Kunden sein und ihnen mögliche LösungsansĂ€tze fĂŒr ihre Beschwerden anbieten.“ FĂŒr ihn sei es etwa ein Ansatz, Krankheitsbilder durch Kundengeschichten lebensnah und nicht zu wissenschaftlich erklĂ€ren zu wollen.

„Call to action!“

Konkret kaufmĂ€nnisch interessant wird es schließlich, wenn an die eigene Homepage zusĂ€tzlich ein Onlineshop angeschlossen ist. Über diesen Shop kann ein SanitĂ€tshaus rezeptfreie Produkte ĂŒbersichtlich prĂ€sentieren, ihre Verwendung erklĂ€ren und sie im besten Fall direkt verkaufen und an den EmpfĂ€nger versenden. Von Vorteil ist dabei, wenn sich SanitĂ€tshĂ€user aus GrĂŒnden der Warenlogistik an die Plattform eines GroßhĂ€ndlers angedockt haben: Wird ein Kunde von der Homepage eines Unternehmens auf die Shop-Plattform weitergeleitet, bekommt er davon in der Regel kaum etwas mit. Denn die Seite, von dessen Homepage aus er den Shop erreicht, wird automatisch mit dem Label des SanitĂ€tshauses „gebrandet“, von dessen Homepage aus er den Shop erreicht. Die Vorteile fĂŒr den KĂ€ufer liegen auf der Hand: Ein Online-shop ist 24 Stunden am Tag erreichbar, es kommt zu keinen Wartezeiten, und Produktinformationen lassen sich direkt von zu Hause oder von unterwegs abrufen. Die Einrichtung einer Telefonhotline oder sogar einer Online-Chat-Funktion seitens des Unternehmens stĂ€rkt den Service-Anteil und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines „Call to action!“, das heißt, einer aktiven Folgereaktion des Kunden – wie die Aufgabe einer Bestellung oder auch den Besuch einer stationĂ€ren Filiale. So schließt sich der Kreis von Online und Offline.
Die PrĂ€senz eines Unternehmens im Internet sollte aber nicht auf die eigene Website beschrĂ€nkt sein, sondern auch Social-Media-AktivitĂ€ten mit einschließen – zum Dialog mit den Kunden oder der AnkĂŒndigung neuer Produkte und Veranstaltungen. Mehr Informationen zu Facebook, Instagram und Co. erhalten Sie in der kommenden Ausgabe. â–