Das Sanitätshaus H&R in Kaarst hat vor kurzem eine neue Firmenzentrale bezogen. Im Ladenlokal stehen die digitale Messtechnik und Analysekompetenz um Kundenfokus.

Bastian Dittner und Fabian vom Dorff haben es geschafft. Über drei Jahre lang planten die beiden Geschäftsführer des Sanitätshaus H&R ihre neue Firmenzentrale in Kaarst bei Düsseldorf. Jetzt feierten sie die Eröffnung. Direkt links neben dem Eingang finden Kunden Lösungen für das Bad sowie das Schlafzimmer. Danach folgen Sessel und Sitze für das Wohnzimmer. Eine Einrichtungswelt nach der anderen. Fast wie bei Ikea – wenn da nicht die prominent platzierten Rollstühle wären. Dass der schwedische Einrichtungsspezialist in gewisser Weise auch Einfluss auf die Gestaltung des Ladenlokals genommen hat, ließ sich kaum vermeiden. Schließlich betreibt der Möbelhändler gegenüber von H&R eines seiner großen Häuser. Doch auch die Idee dahinter überzeugte die beiden Sanitätshaus- Chefs. „Wenn Kunden Produkte anfassen können, haben sie gleich einen ganz anderen Bezug dazu. Wir wollen daher weg von Katalogen und all das zeigen, was man nicht bei uns vermutet.“ Mehrere Bildschirme in den jeweiligen Versorgungswelten ermöglichen den Mitarbeitern, ihre Beratung mit digitalen Tools zu ergänzen. „Die Kunden sind immer besser vorab informiert, wenn sie zu uns kommen. Dann möchten sie auch eine große Auswahl sehen.“

 

Die Ladenfläche überzeugt durch ihre Transparenz – und zwar bis in die Kabinen,
wenn diese nicht besetzt sind.
Auf den Messstrecken von Molibso soll künftig auch für Sitzposition von Rollstuhlfahrern
analysiert werden.
Auf den Messstrecken von Molibso soll künftig auch für Sitzposition von Rollstuhlfahrern analysiert werden.

Die Ladenfläche überzeugt durch ihre Großzügigkeit und Transparenz – und zwar bis in die Kabinen, wenn diese nicht besetzt sind. Die Übergänge sind fließend. Von der Decke abgehängte Holzstämme grenzen die Gang- und Laufanalyse vom Verkaufsraum ab. Bei Bedarf kann zusätzlich ein weißer Leinenvorhang zugezogen werden. Die Kabinen verfügen über blickdichte Rollos.

Originelle Details sorgen für einen individuellen Auftritt. Wie z.B. das Pauschenpferd als Sitzmöglichkeit für Kunden. Oder die von der Decke abgehängten Warenträger für die Rollstuhlpräsentation. „Elke Park vom Planungsbüro Parkraum hat hier viele Ideen geliefert“, loben Bastian Dittner und Fabian vom Dorff die Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin.

Nicht nur in der Einlagen-, sondern auch in der Kompressionsversorgung wird bei H&R digital vermessen. „Das ist für die Kundinnen und Kunden wesentlich angenehmer. Denn durch die innovative Messtechnik kann berührungslos vermessen werden und die Messergebnisse sind extrem genau“, führt Fabian vom Dorff aus.

Mit der Investition in digitale Messtechnik nehme das Einlagen- und Kompressionsgeschäft Fahrt auf, ergänzt Bastian Dittner. Drei bis vier Bewegungsanalysen fänden aktuell täglich statt. „Und wir haben noch nicht einmal Werbung dafür gemacht.“

Von innovativer Analysemethodik sollen künftig aber auch die Rollstuhlfahrer profitieren. Da die beiden Messstrecken von Molibso nebeneinander installiert wurden, können die Mobilitätsexperten ihre Positionierung im Sitz messen und optimieren. „Wir können zum Beispiel die Unterschiede zwischen Leichtgewicht- und Aktivrollstühlen visualisieren und den Anwendern erläutern.“ Darüber hinaus lassen sich auf einem Parcours im Außenbereich die Fahreigenschaften von Rollstühlen, Elektromobilen oder Rollatoren testen.

 

Die Verwaltung bietet Platz für weiteres Wachstum.
Blick ins Lager von H&R.

Wohlfühlatmosphäre

Ebenso wie die Kunden sollen sich auch die Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Bastian Dittner und Fabian vom Dorff ermöglichten allen Kollegen über einen Fragebogen, ihren Arbeitsplatz mitzugestalten. Großen Wert legen die Geschäftsführer auf Kommunikation und den Austausch zwischen den Kollegen. Die Reha- und Care-Außendienstmitarbeiter haben daher einen gemeinsamen Raum. Der lichte Pausenraum verfügt über einen Kicker, eine zentrale Küche sowie eine Dachterrasse. „Wir wünschen uns, dass hier alle Mitarbeiter abteilungsübergreifend regelmäßig zusammenkommen. Daher gibt es auch nur hier eine Kaffeemaschine.“ Gleichzeitig kann die Fläche für interne und externe Schulungen genutzt werden. Eine weitere Idee steckt noch in der Planungsphase: „Wir überlegen derzeit, ob wir einen Fitnessraum für unsere Mitarbeiter einrichten.“

Das Gebäude bietet darüber hinaus Potenzial für weiteres Wachstum. Je nach Firmenentwicklung lassen sich noch etliche Schreibtische unterbringen, ohne dass es eng wird.

„Ohne Altlasten“

Rehatechnik und Homecare bilden aus der Historie heraus das Kerngeschäft von H&R. Die Ursprünge des Unternehmens liegen in der ambulanten Pflege und des betreuten Wohnens. Viel Energie steckten Bastian Dittner und Fabian vom Dorff in die Planung ihrer Werksstatt und ihres Lagers, das am alten Standort an seine Grenzen geraten war. Der Vorteil: „Wenn man von Null beginnt, kann man ohne Altlasten alles neugestalten.“ Während der Planungsphase reisten die Geschäftsleiter u.a. nach Göppingen und schauten sich daher das Sanitätshaus Weinmann, ein Referenzobjekt der Borgers GmbH, an. Mit dem Generalunternehmer setzten sie dann auch den Neubau um. Dittner und vom Dorff loben im Nachhinein die unkomplizierte, professionelle Zusammenarbeit.

In die geräumige Werkstatt dringt jetzt jede Menge Tageslicht. Praktische Ausstattungsfeatures wie Luftdruckanschlüsse am Boden oder das Ersatzteillager in nächster Nähe bewährend sich im Arbeitsalltag. Eine automatische Schiebetür trennt die Werkstatt vom Ladenlokal. Eine weitere unscheinbare, aber effektive Erleichterung für die Mitarbeiter, da diese meistens keine Hand frei hätten, erklärt Bastian Dittner.

Seit dem Umzug in das neue Firmengebäude übernimmt H&R die Wiederaufbereitung der Reha-Hilfsmittel selbst. „Durch den Verzicht auf einen Dienstleister konnten wir unseren Versorgungsprozess beschleunigen. Früher waren die Hilfsmittel zwei Wochen nicht verfügbar.“ Die Geschäftsleiter entschieden sich für die Kaltnebeldesinfektion von Destech. Deren Vorteil: „Wir benötigen keine separate Zertifizierung, da diese im Paket dabei ist.“

 

 

Im Pausenraum können die Mitarbeiter Kaffeetrinken oder Kickern.
Die neu gestaltete Werkstatt.

Nachhaltiger Bau

Die H&R-Zentrale liegt in einem Gewerbegebiet, das möglichst nachhaltig bewirtschaftet werden soll. Sie erfüllt daher die Kriterien eines KfW-55 Effizienzhauses, das nach eigenen Angaben etwa die Hälfte der Energie eines modernen Neubaus verbraucht. Dies ermöglichen hohe Dämmstandards bei der Außenhülle sowie moderne Gebäudetechnik von LED-Beleuchtung bis hin zur Luft-Luft-Wärmepumpe. Geheizt wird mit regenerativer Energie, eine Photovoltaik-Anlage liefert den Strom. Auf einer Außenfläche von ca. 2.500 qm entstanden Parkplätze für PKW und Fahrräder. Außerdem wurden Grünflächen und Neubepflanzungen auf etwa 3.000 qm angelegt. Das Niederschlagswasser verbleibe unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte vollständig auf dem Grundstück und wird über Versickerungsmulden und -rigolen dem Untergrund zugeführt. „Der neue Standort liegt auf einem Filetgrundstück. Die Aufmerksamkeit ist enorm“, erklären Bastian Dittner und Fabian vom Dorff, warum sie sich für die Fläche entschieden haben. Ikea sorge für eine hohe Frequenz. An der Außenfront arbeitet H&R daher plakativ mit den Firmenfarben Grün und Orange, um die Blicke der Autofahrer auf sich zu ziehen. Mit Erfolg: 60 bis 70 Kunden könne das H&R-Team zu Spitzenzeiten pro Tag im Laden begrüßen.

H&R Sanitätshaus in Kürze

1994: Gründung H&R Pflegebedarf in Neuss
2003: Umfirmierung in Sanitätshaus H&R GmbH
2016: Geschäftsübernahme durch Fabian vom Dorff und Bastian Dittner
2016: Umzug der Filiale nach Kaarst
2022: Fertigstellung der neuen Firmenzentrale auf 1.750 qm in Kaarst
– Mitglied im Reha-Service-Ring RSR
– Rund 35 Mitarbeiter